Ein Erfahrungsbericht über das Philosophieren über Werte im interkulturellen Dialog – Teil 3

Freie Plätze für die Trainerausbildung 2020/2021

Liebe Freunde der philosophischen Gesprächsführung,

es gibt noch freie Plätzte für unsere hochklassige Trainerausbildung, die im Februar 2020 ihren Anfang nehmen wird.

Voraussetzungen für eine Anmeldung sind das Absolvieren unserer Zusatzausbildung und eine Erfahrung von idealerweise ca. einem Jahr im Philosophieren mit unterschiedlichen Zielgruppen.

Ob Ihnen Module erlassen werden können, wird im Einzelfall geprüft, infrage kommen z.B. ein Philosophiestudium für Module D1 bis D3 oder vergleichbare Fortbildungen im Modul B. Die Module A, C und E sind verpflichtend.

Alle weiteren wichtigen Informationen zu Inhalten, Terminen und Kosten sowie zur Anmeldung und Ihrem persönlichen Ansprechpartner finden Sie hier.

 

Für Personen, die in Baden-Württemberg arbeiten und/oder wohnen gilt folgende glückliche Besonderheit: 

Die Karl Schlecht Stiftung wird im Rahmen des Projekts „Die Philosophierende Schule“ (2020/2021) zwei Trainer-Ausbildungsplätze für Teilnehmer*innen aus Baden-Württemberg kofinanzieren.
Konkret bedeutet dies, dass Sie lediglich für 1000,- Euro plus die gesamten Kosten für Übernachtung und Verpflegung selbst aufkommen müssen, die restlichen Schulungsgebühren übernimmt erfreulicher Weise die Karl Schlecht Stiftung.

Bitte bewerben Sie sich bei Interesse so schnell wie möglich per E-Mail (elisabeth.ellenrieder@philosophische-bildung.de) auf dieses wunderbare Angebot – spätestens jedoch bitte bis 15. Dezember 2019!
Wir werden über die Vergabe der beiden Plätze in der Woche vom 16. Dezember entscheiden und uns dann umgehend bei Ihnen melden.

 

 

 

 

 

 

Philosophie kompakt

Ist wirklich alles relativ? Oder gibt es einen absoluten Ursprung? Und was fasziniert uns so am Schönen? Wer die Ideen großer Denker kennenlernen möchte, sollte die Seminarreihe „Zugänge zur Philosophie“ besuchen. Unser Referententeam erklärt hier kompakt und anschaulich die Welt der Philosophie.

Das nächste Seminar findet am 28. und 29. September im Aventinum in Abensberg statt. Sie lernen die Bereiche Ethik (Schön und Gut) und Religion bzw. Metaphysik (Absolut und Relativ) kennen. Außerdem bekommen Sie neue Denkwerkzeuge an die Hand: Dilemmata und Methoden der Meditation in der Philosophie.

 

Wann?     28. und 29. September 2019

Wo?         Aventinum in Abensberg

Kosten     300 Euro (zzgl. Verpflegung und Übernachtung)

Information und Anmeldung bei Christophe Rude

Dieses Seminar über FIBS buchen: E154-0/19/171

weitere Informationen

 

Autorin des Beitrags: Diana Schick

Neue Reihe mit der Stiftung Weltethos

Im Juli startet unsere staatlich geförderte Zusatzausbildung „Philosophieren über Werte im interkulturellen Dialog“. Für diese neue Werte-Reihe haben wir uns mit der Stiftung Weltethos zusammengetan und eine Ausbildung entwickelt für alle, die im interkulturellen Kontext arbeiten. Die zentralen Fragen haben wir gemeinsam mit der Stiftung noch einmal genauer angeschaut: Woher kommen unsere Werte? Was eint und was trennt Menschen? Unter welchen Bedingungen entwickeln sich Freiräume in Gemeinschaften? In den vier Modulen geht es aber nicht nur um gesellschaftliche Wertesysteme. Vor allem wird uns die Frage beschäftigen: Was ist für mich wichtig und wertvoll? Und: Was setze ich tatsächlich um, wovon rede und träume ich nur?

Die Zusatzausbildung startet

Gefördert wird die Reihe vom Bayerischen Ministerium des Innern, für Sport und Integration sowie von der Stiftung Wertebündnis Bayern. Hier finden Sie alle Daten und Informationen in der Übersicht.

Werte.Dialog.Integration – ein Blick hinter die Kulissen

Wie kommt man in den Dialog mit Menschen unterschiedlicher Herkunft und wie fördert man das Verständnis füreinander? Bereits im dritten Jahr gehen wir mit dem Projekt Werte.Dialog.Integration dieser Frage nach. Im Laufe des Projekts haben wir schon mit ganz unterschiedlichen Menschen über Heimat, Leben, Werte philosophiert.

Ein paar Beispiele: die Frage „Was ist wirklich wichtig im Leben?“ beginnt bei der Betrachtung der eigenen Werte. Sie eröffnet aber ein Feld, das sich zwischen Familie, Mut, Vertrauen, Freiheit, Geld, Arbeit aufspannt. „Was ist ein Wert? Und sind Werte verhandelbar?“ lässt eine Überprüfung des eigenen Standpunkts zu: Wovon spreche ich, wenn ich von Werten rede? Verstehe ich, was mein Gegenüber meint? Bezogen auf die Zukunft stellt sich die Frage „Wie will ich, wie wollen wir leben?“ als große Herausforderung dar: Finden wir eine gemeinsame Richtung – einen „Kanon der Werte“ – der mit uns wächst und an dem wir uns orientieren können? Und worum lohnt es sich, zu ringen?

Die Zusatzausbildung „Philosophieren über Werte im interkulturellen Dialog“ greift diese Erfahrungen auf und beantwortet die Frage: Wie moderiere ich ein philosophisches Gespräch, in dem sich unterschiedliche Wertesysteme begegnen?  Das Besondere an den WerteDialogen: Auch wenn vehement argumentiert wird, geht es weniger um die Verteidigung einer Ansicht, als um das Verstehen. Die Sicht geht weg vom Ich und eröffnet Raum für die Frage: Wie genau und warum denkt und fühlt der andere so? Der WerteDialog ist ein Ort der Begegnung von Menschen unterschiedlicher Herkunft, verschiedener Generationen oder mit entgegengesetzten Standpunkten. Als Kulturtechnik greift er daher überall dort, wo Menschen ernsthaft um ein Miteinander ringen.

 

New Work, Stress und die Frage: Was tue ich hier eigentlich!?

Der erste WerteDialog.Zukunft hat über 25 Menschen aus dem Wertebündnis-Kontext und darüber hinaus zu einem gemeinsamen philosophischen Abend zusammengeführt. Thema des ersten WerteDialog.Zukunft: „New Work und Stressmanagement“. Den Impuls für den gemeinsamen WerteDialog gab Silke Wolf mit ihrem Kurzvortrag „Ménage-à-trois: Wie der Bestseller ‚Eine kurze Geschichte der Menschheit‘, New Work und Agilität zueinander stehen“. Wolf, die Mathematik studiert und viele Jahre als IT-Consultant tätig war, arbeitet heute als Coach und Beraterin u.a. für Menschen, die sich nach Burnout-Phasen neu orientieren.

Sinnsuche gegen Burnout

Kern des Vortrags war die Vorstellung des NLP-Modells, also der hierarchisch gegliederten Denk-Ebenen nach Robert Dilts, die sich wechselseitig beeinflussen, bspw.: Umwelt, Verhalten, Fähigkeiten, Identität, Zugehörigkeit, Spiritualität (die Frage nach dem Sinn). In Bezug auf die in der Welt der New Work geforderte stete Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit („agility“) und die damit einhergehende Überforderung vieler Menschen, schlug Wolf vor, Dilts‘ Pyramide umzudrehen: Die erste Frage, die man stellen sollte, sei die Frage nach dem Sinn! Sie erklärte, dass Menschen, die in einen Burnout geraten, nicht selten zuletzt über den Sinn ihrer Arbeit nachdenken. Irgendwann aber käme die Frage auf: „Was tue ich hier eigentlich?!“ – eine Tatsache, die das innere Ausbrennen befeuern und zum persönlichen Zusammenbruch führen könne. Insbesondere dann, wenn es um Veränderungsprozesse in der Arbeitswelt gehe und „agility“ gefordert sei, sei es hilfreich, beim Sinn zu beginnen. Erst dann solle man z.B. nach den persönlichen Fähigkeiten oder dem Arbeitswelt-Kontext fragen. Anstelle eines reaktiven Verhaltens sei in Zeiten der Veränderung also ein proaktives Agieren gefragt. Dazu gehörten „Veränderungskompetenzen“, die u.a. die Bereitschaft zur Mitgestaltung und die Lust am Umdenken voraussetzen. In diesem Zusammenhang fiel der Begriff eines „agilen“, also beweglichen und veränderbaren, Wertesystems. Bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern provozierte dieser Begriff die Frage, ob denn ein solches erstrebenswert sei. Dieser Fragestellung wurde im philosophischen Wertedialog nachgegangen.

Ist ein „agiles“ Wertesystem erstrebenswert?

Das Wort „agil“ stammt aus der Programmier-Welt. Es beschreibt die Anpassungsfähigkeit von Systemen, die deren Überleben sichert. Im normalen Sprachgebrauch beschreibt es jemanden, der trotz hohen Alters noch beweglich ist. Aber: Gibt es ein agiles Wertesystem? Oder ist das ein Widerspruch in sich? Und wenn ja, ist dieses wirklich erstrebenswert?

Weitere Fragestellungen, die aus dem Publikum in Reaktion auf Wolfs Impulsvortrag kamen:

Inwieweit sind Menschen selbstbestimmt?

Wieso machen Veränderungen Angst?

Brauchen wir für agiles Handeln nicht eine andere Fehlerkultur?

Ist der Mensch ein Algorithmus?

Muss ich mich ändern oder bin ich ok und die Umwelt muss sich ändern?

Was machen wir, wenn es nichts mehr zu optimieren gibt?

Der Abend fand einen bewegten Ausklang am Buffett. An den vielen Gesprächen, die sich hier entspannen, war zu spüren, dass das Thema und der Vortrag von Silke Wolf viel Stoff zum Austausch bot.

 

Der nächste WerteDialog.Zukunft findet nach den Sommerferien statt. Die Wertebündnispartner sind eingeladen, ihre Anregungen oder Vorschläge für Impulsgeber (möglichst bis Ende Juni) an stiftung@wertebuendnis-bayern.de zu schicken.

Die nächste Zusatzausbildung „Philosophieren über Werte im interkulturellen Dialog“ startet am 11. und 12. Juli in Bamberg.

 

Autorin des Beitrags: Diana Schick

Grundschule – und dann?

Berufsorientierung jetzt auch in der Grundschule? Muss das sein? „Grundschule- und dann? Viele Wege führen zum Traumberuf.“ Zu diesem Thema tagte das Referat für Bildung und Sport in der Münchner Agentur für Arbeit. Die Idee dahinter: Auch Kinder im Grundschulalter setzen sich mit ihrer beruflichen Zukunft auseinander. Sie äußern Berufswünsche oder interessieren sich für die Berufe ihrer Eltern und Verwandten. Und was nicht außer Acht gelassen werden darf: Bereits im Grundschulalter erfahren Kinder Druck, der oft wie ein bitterer Beigeschmack auf der späteren Berufswahl lastet. Besonders ernst wird es in der vierten Klasse, wenn der Übertritt ansteht und die Frage nach der weiterführenden Schule aufgeworfen wird. Immerhin, so die Meinung der meisten Eltern, beeinflusst diese Entscheidung grundlegend die berufliche Entwicklung.

Druck spüren auch schon Grundschulkinder

Druck, Verpflichtung und Verantwortung, diese Begriffe fielen auch in dem Workshop, den wir auf der Tagung angeboten hatten. Anliegen der Philosophischen Lebens- und Berufsorientierung ist es, Druck zu nehmen. Die Kinder und Jugendlichen sollen darin bestärkt werden, sich eigene Wege und Möglichkeiten zu erschließen. Entsprechend lautete auch der Titel des Workshops: „Philosophische Berufsorientierung. Wie sich Kinder und Jugendliche philosophierend neue Wege und Möglichkeiten erschließen.“ Die Akademie bietet bereits seit 2015 in Gymnasien und Realschulen Workshops zum Thema Berufsorientierung an. Die Workshops unterstützen Jugendliche dabei herauszufinden, wer sie sind, was ihnen wichtig ist und was sie aus sich und ihrem Leben machen möchten.

Ich wünsche mir eine Berufungsberatung!

Die Teilnehmer des Workshops durften die Herangehensweise gleich selbst ausprobieren. Wovor würden Sie am liebsten davonlaufen? Wohin möchten sie als nächstes? Was lässt ihr Herz höher schlagen – positiv wie negativ? Was geht Ihnen gut von der Hand? Diese Fragen fungierten als Türöffner für das Gespräch: Sind Beruf und Berufung miteinander vereinbar? Das besondere an der Philosophischen Lebens- und Berufsorientierung, auch in der Grundschule: Kinder stellen Fragen und wir Fragen zurück. Es geht darum, einen Raum zu schaffen, in dem den Kindern zugehört wird. Der sie zur Reflexion anregt und neue Perspektiven eröffnet. So kann Kindern bereits in jungem Alter eine Hilfestellung ermöglicht werden. Ein Gedanke aus der Blitzlichtrunde bringt diesen Gedanken vielleicht auf den Punkt: „Es gibt viele Berufsberatungen. Ich wünsche mir eine BERUFUNGSberatung.“

 

Die nächste Reihe „Philosophieren in der Berufs- und Lebensorientierung“ startet am 12. und 13. November bei uns in München.

 

Autorin des Beitrags: Diana Schick

 

 

 

 

GIVE AWAY: Fortbildungsplatz in der neuen F-Reihe am 23./24. Mai in München

Es ist wieder soweit: am 23./24. Mai 2019 findet das erste Modul der neuen F-Reihe statt und Caroline Hosmann verlost an einen von euch einen Fortbildungsplatz im Wert von über 200 Euro!

Im ersten Modul geht es darum, eine Sensibilität für (Kinder-) Fragen wie für philosophische Fragen zu entwickeln und die Rahmenbedingungen für philosophische Gespräche zu entwickeln. Es werden die notwendigen Voraussetzungen für erste Umsetzungen erarbeitet. Die (Zusatz-) Ausbildung ist insbesondere auf die Lebenswelten Kindergarten, Grundschule und 5.-6. Klasse ausgerichtet, eignet sich aber auch super als Einstieg in das Philosophieren mit allen Altersstufen!

Weitere Informationen zum Modul und zu den Teilnahmevoraussetzungen findet ihr auf Caros Homepage:

https://www.naturkinder.com/was-ist-glueck-philsophieren-m…/

Viel Erfolg!!

Gibt es sie noch, die verbindlichen Werte?

In der Akademie für Politische Bildung am Starnberger See haben wir am 23. Februar einen besonderen Nachmittag verbracht: Im Workshop „Bildung für die Demokratie“ haben 16 TeilnehmerInnen mit uns intensiv über die Frage nach den verbindlichen und grundlegenden Werten einer Demokratie, unserer Demokratie, geforscht. Der Kurs fand statt auf Einladung der Akademie für Politische Bildung, die als Partner von Street Philosophy das Rahmenprogramm zur Bildungskonferenz „Beyond Knowledge“ gestaltet hat. Organisiert hatte diese Konferenz das starke Frauen-Duo Julia Kalmund und Nina Schmid im Literaturhaus. Es waren kluge Menschen geladen, wie der Philosoph und Autor Richard David Precht, die Kriegsfotografin Julia Leeb, Astrophysiker Harald Lesch oder Philosophin und Autorin Ariadne von Schirach u.v.m., die über die Themenverkettung „Bild, Bildung, Menschenbildung“ sprachen. Nina Schmid moderierte mit Tiefsinn, poetischer Kraft und offenem Herzen (man kann es einfach nicht anders sagen).

 

Unser Einstieg in den Workshop-Nachmittag begann denn auch mit Zitaten aus der Konferenz:

„Wir sind beim Lernprozess von der Schallgeschwindigkeit zur Lichtgeschwindigkeit übergegangen.“ – Harald Lesch

„Schule kann nicht alle gesellschaftlichen Probleme auffangen durch immer neue Angebote!“ – Aga Trnka-Kwiecinski

„Wir brauchen nicht leistungsfähige, sondern beziehungsfähige Kinder. (…) Bildung ist Emotionalität. (…) Wir lernen und erinnern durch Emotionen.“ – Aga Trnka-Kwiecinski

„Bilder verbinden Fakten mit Gefühlen. (…) Bilder haben was mit Bildung zu tun.“ – Julia Leeb

„Der Mensch ist (im Gegensatz zur KI) natürlich, emotional, fiktionsbedürftig, moralfähig. (…) Kreativität bedeutet nicht Problemlösung.“ – Richard David Precht

„Wir sind Wesen, die sich selbst gestalten.“ – Ariadne von Schirach

 

Welche Fragen wir erarbeitet und über welche Werte wir philosophiert haben, das hat dankenswerterweise Julia Kalmund bereits zusammen gefasst und veröffentlicht: https://street-philosophy.de/bildung-fuer-die-demokratie/ . Aber nicht nur deshalb ist der Blog von Nina Schmid und Julia Kalmund unbedingt lesenswert , es lohnt sich immer wieder, einen Blick hinein zu werfen! Vielen Dank an StreetPhilosophy für die Einladung und den bericht – wir freuen uns auf weitere gemeinsame Aktivitäten!

Der Titel der nächsten Konferenz von Street Philosophy lautet übrigens: „Beyond Ideology“ – wir sind gespannt.

Julia Blum-Linke

 

Ausflug auf den Gedankenspielplatz

Hin und her und her und hin. Ich sitze auf der Schaukel mit geschlossenen Augen, genieße die Sonne in meinem Gesicht und spüre den Flugwind in meinen Haaren. Schaukeln war im Kindergarten meine Lieblingsbeschäftigung. Aber kann es sein, dass Schaukeln und Spielplätze etwas mit Philosophie zu tun haben? Auf den ersten Blick stellt das gemeinsame Nachdenken einen starken Kontrast zu den Abenteuern dar, die man auf dem Spielplatz erleben kann. Was aber, wenn die Schaukel zum Sinnbild für eine Meinung wird oder eine Wippe die unterschiedliche Gewichtigkeit von Argumenten symbolisiert?

Indem man durch die Spielgeräte an die Lebenswelt der Kinder anknüpft, erlernen diese auf spielerische Weise die grundlegenden Kompetenzen des Philosophierens. Die Erfinderin des Gedankenspielplatzes, Laura Kerslake, hat neben der Schaukel und der Wippe drei weitere Elemente eines Spielplatzes zu philosophischen Instrumenten gemacht. Die Überwindung, die es braucht sich in die Ungewissheit der Rutsche zu stürzen, steht für den Mut, den es braucht, um seine Gedanken vor einer großen Gruppe auszusprechen. Das Klettergerüst, auf dem man Schritt für Schritt weiter gelangt, zeigt den Kindern, dass es wichtig ist einander zuzuhören und die Ideen Anderer miteinzubeziehen. Und wie man von einem Ausguck den Trubel des ganzen Spielplatzes überblicken kann, so können sich die Kinder auch über einen philosophischen Dialog einen Überblick verschaffen, indem sie sich zurücknehmen und den Argumenten der anderen folgen.

Diesen Gedanken-Spielplatz hat uns Laura Kerslake, die derzeit an der University of Camebridge promoviert, gestern Abend vorgestellt. Sie entwickelte diese Idee, um Kindern den Einstieg in die Philosophie zu erleichtern. Die verschiedenen Instrumente werden den Kindern über zehn Wochen hinweg vorgestellt und eingeübt. So gelingt es mit Grundschülern über zunehmend komplexere Probleme zu philosophieren. Von anfangs leichten Fragen wie „Ist es besser eine Person sehr glücklich zu machen oder 10 Leute ein bisschen glücklich zu machen?“ kann man sich bis hin zum Trolley-Dilemma weiterarbeiten.

Nach der Beantwortung einiger Fragen und einer kurzen Stärkung am Buffet, durften wir schließlich selbst das Philosophieren auf dem Gedanken-Spielplatz ausprobieren. Wir wurden mit der Frage: „Gibt es eine Regel auf die sich ALLE Menschen einigen könnten?“ auf die Schaukel geschickt. Diejenigen, die die Frage mit nein beantworten würden, sollten auf die rechte Seite gehen, die Ja-Antwortenden gruppierten sich auf der linken Seite und die Unentschlossenen blieben in der Mitte stehen. Anschließend tauschten wir, moderiert von Laura Kerslake, unsere Gedanken aus. Dabei zog sie immer wieder Vergleiche zu den Kindern und erzählte von ihren Erfahrungen. So würden manche Kinder, während wir stur auf unseren Seiten stehen blieben, bei beinahe jedem neuen Argument die Seite wechseln. Zudem würden sie nicht wie wir mit abstrakten Argumenten reagieren, sondern mit konkreten Regeln, wie beispielsweise „Jeder muss lieb zu Fröschen sein“.

Laura Kerslake erzählte uns auch, wie sehr es sie freut, dass die Kinder ihrer Schule in Zeiten, in denen sie sich selbst beschäftigen dürfen, oft entscheiden, auf den Gedanken-Spielplatz zu gehen, statt anderen Aktivitäten nachzugehen.

Vielen Dank an unsere Praktikantin Theresa Kern für diesen Beitrag!

Nur heiße Luft? – Wie frage ich richtig nach

Im Mai geht unser Aufbaumodul „Vertiefend Weiterfragen“ in die zweite Runde. Zweifeln, argumentieren, mit Gedanken spielen: Die Geschichte der Philosophie ist voller Methoden des Denkens. Diese Methoden für ein Gespräch in der Gruppe zu nutzen, ist allerdings nicht ganz einfach. Schließlich besitzt jedes Gespräch seine eigene Dynamik. Wann frage ich wie nach? – diese Frage zu beantworten ist daher die große Aufgabe, vor der wir als Moderatoren stehen. Mit etwas Theorie und viel praktischer Übung wollen wir in unserem Aufbaumodul Antworten finden.

Einige der Methoden stellen wir euch aber heute schon vor, zum Beispiel…

 

  1. Die Perspektive wechseln
    Es ist im philosophischen Gespräch von Vorteil, möglichst viele verschiedene Perspektiven einzubeziehen. Wenn sich das jedoch nicht aus dem Gespräch selbst ergibt, können Fragen hilfreich sein, die auf andere Vorstellungen, Kulturen, Zeiten abzielen und so zumindest einen gedachten Perspektivwechsel erlauben, z.B.: Gilt das für jeden Menschen? Ist das überall auf der Welt so? War das immer so, zu jeder Zeit?
    Auch andere oder gänzlich unbekannte Perspektiven können eingenommen werden: Wie würde das ein Kind, ein Höhlenmensch, ein Fisch, eine Pflanze, ein Alien etc. sehen/wahrnehmen?
    Bei moralischen Fragen, bei Streitfragen kann man die Teilnehmer bspw. aber auch auffordern, Argumente für die Gegenseite zu finden.
  2. Gedankenexperimente
    Sehr beliebt, um den Blick für andere Möglichkeiten zu öffnen, sind in der Philosophie (und nicht nur dort) Gedankenexperimente. Ihr Grundmuster kann auf die Formel „Was wäre, wenn…?“ gebracht werden. Eine einfache und gerade für Gespräche wirkungsvolle Form des Gedankenexperiments ist die „Fiktive Nichtung“, also bspw. „Was wäre, wenn es keine Freundschaft gäbe?“, „Was wäre, wenn niemand mehr die Wahrheit sagen würde?“
    Es gibt aber natürlich auch komplexere Gedankenexperimente. Eines der wohl bekanntesten ist Robert Nozicks „Glücksmaschine“, das der Frage nachgeht, ob das ewiges Glücklichsein der höchste erstrebenswerte Zustand ist:
    Stellen wir uns vor, geniale Neuropsychologen hätten eine „Glücksmaschine“ konstruiert, die ihrem Benutzer jede Erfahrung ermöglicht, die er zu machen wünscht. Wenn wir wollen, könnten wir uns für den Rest unseres Lebens an diese Maschine anschließen lassen. Wir würden nicht wissen, dass wir an eine Maschine angeschlossen sind, sondern alles wäre so, als geschehe das, was wir von nun an erleben, wirklich. Wir würden subjektiv keinen Unterschied merken, wären aber davor geschützt, Dinge zu erleben, die wir lieber nicht erleben möchten. Unsere Liebesbeziehungen wären allesamt glücklich, wir würden alles erreichen, was wir uns vornehmen, und hätten alles, was wir uns nur wünschen. Wir könnten also, was unsere subjektive Wahrnehmung angeht, jedes Leben führen, das wir wollten. Würden wir dann auch nur eine Sekunde zögern, diese einmalige Gelegenheit zu ergreifen, uns unser Glück auf Lebenszeit zu sichern? Würden wir sie vielleicht sogar ablehnen?
  3. Argumentieren
    Beim Argumentieren geht es oft um das Herausfinden von Schwächen eines Argumentes, um sich nicht in Fehlschlüsse zu verstricken, aus denen heraus dann die weiteren Schlussfolgerungen gezogen werden. Zunächst einmal muss jedoch geklärt werden, was überhaupt ein Argument ist. Im Alltag geht es häufig um bloße Meinungen, Sichtweisen, die man vertritt bzw. verneint, ohne dafür einen wirklichen Grund zu nennen. Im philosophischen Gespräch werden die Meinungen schon eher begründet oder zumindest achtet die Gesprächsleitung darauf und fragt: „Warum denkst du, dass das so ist?“Ein Klassiker aus der Philosophie zu diesem Thema:
    Sokrates ist sterblich 
    also: Sokrates ist ein Mensch.Auch wenn es so aussieht – um ein Argument im klassischen Sinn handelt es sich dabei noch nicht. Warum? Wir können nicht von einem Satz auf den anderen schließen, ebenso wenig wie man von einer Zahl (2) auf eine andere (5) schließen kann. Man braucht also mindestens zwei Sätze (in der Logik Prämissen), von denen man auf etwas drittes schließt (oder um bei den Zahlen zu bleiben: 2 + 3 = 5). Beim Beispiel mit Sokrates würde das dann so aussehen:Sokrates ist ein Mensch (Prämisse 1). Alle Menschen sind sterblich (Prämisse 2). Also: Sokrates sterblich (Konklusion). Nun mag das im ersten Moment etwas spitzfindig klingen, denn natürlich wissen wir, dass alle Menschen sterblich sind, das muss man eigentlich nicht erst deutlich machen. In vielen anderen Argumenten macht aber gerade diese Suche nach der „stillen Voraussetzung“ Sinn und hilft, Streitfragen zu klären oder einer Antwort näher zu kommen. Nehmen wir also als Beispiel die Streitfrage: Ich bin der Meinung, dass in staatlichen Institutionen keine Kreuze hängen dürfen und begründe dies so: Das Aufhängen eines Kreuzes verwischt die Grenze zwischen Staat und Religion. Was setze ich jedoch voraus, um die Schlussfolgerung: „Es sollten keine Kreuze in staatlichen Institutionen hängen“ ziehen zu können? Was ist also meine zweite Prämisse? Was denken Sie?
    Im philosophischen Gespräch kann man solche stillen Annahmen erfragen, indem man bspw. bei einer Begründung nochmal nachhakt: „Und warum denkst du, dass das so ist?“ oder auch „Auf welchen Annahmen beruht deine Begründung?“.

Übrigens: Wer Lust an der Provokation als Methode hat, der hat sicherlich auch Freude an dem immer wieder polarisierenden Philosophen Slavoj Žižek.

Feuer gefangen? Alle Infos zum Aufbaumodul im Mai findet ihr hier.

 

Autorin des Beitrags: Diana Schick