Jubiläum und Journalisten

10 Jahre Akademie und schon interessiert sich auch die Presse für uns. Hier kann man nachschauen und -hören:

ARD Mittagsmagazin ab min 31.39; ZDF sonntags ab min 17.05; ARD Nachtmagazin 2707BR Campusmagazin ab min 10:44

Viel Spaß!

 

Von Profidenkern und der Macht der Gesten

Warum? Mit dieser Geste gibt Kinder- und Notfallphilosophin Dr. Doris Daurer, die im Juni im Rahmen unserer Jubiläumsreihe bei uns war, den Kindern eines ihrer „Denkwerkzeuge“ direkt in die Hand: Warum? – die Frage nach dem Grund, die aus einer Meinung im besten Fall ein Argument werden lässt. Den Kindern ermöglicht dieses Denkwerkzeug, die Meinungen der anderen nachzuvollziehen und aufeinander Bezug zu nehmen. In den Runden von Dr. Daurer geschieht das ganz bewusst: Meist schon nach den ersten Aussagen weist sie mit Worten und Gesten darauf hin, wenn etwas noch genauer erklärt werden muss, wenn ein Grund fehlt, wenn geprüft werden muss, woher jemand sein Wissen bezieht usw. Die Kinder lernen schnell, die Gesten zu übernehmen und wenden sie im Gespräch an: Während eines Beitrags können sie mit ihren stummen Gesten zeigen, dass sie etwas noch genauer erklärt bekommen möchten, dass sie gerne ein Beispiel hätten oder ihnen eine Begründung fehlt. Die Denkwerkzeuge sollen aber nicht beim philosophischen Gespräch stehenbleiben, sondern auch im Alltag angewandt werden. Mit kleinen Übungen, die aus dem Alltag der Kinder kommen, erklärt sie den Kindern, wie „Profidenker“ das machen: Ein Kind will seine Brotzeit nicht teilen, die Mama will, dass man ins Bett geht usw. – Wenn Profidenker etwas nicht verstehen, fragen sie zuallererst: Warum? Denn: Es könnte ja sein, dass der Mitschüler, die Mama einen guten Grund hat, warum er sein Brot nicht teilen will, warum das Kind ins Bett gehen soll. Gemeinsam mit den Kindern macht sich Dr. Daurer dann auch auf die Suche nach solchen guten Gründen – und nach schlechten. Wobei jedes Kind für sich überlegen kann, ob es einen Grund gut oder schlecht findet, überzeugend oder nicht.

Dr. Doris Daurer hat ihre Methode in intensiver Auseinandersetzung mit der hawai’ianischen Schule des Kinderphilosophierens entwickelt. Dr. Thomas E. Jackson hat, ausgehend von P4C und Matthew Lipman, diese Richtung entwickelt und etabliert. Mittlerweile gibt es auf Hawai’i sogar eine Highschool, die das Philosophieren als grundlegendes Unterrichtsprinzip nutzt. Auch die Denkwerkzeuge bzw. die „Werkzeugkiste für schlaue Denker“ (Good Thinker’s Tool Kit) gehen auf diese hawai’ianische Richtung von Dr. Jackson zurück. In der Werkzeugkiste finden sich folgende Denkwerkzeuge:

W        Was meinst du mit…?
G         Grund
A         Annahme
F          Folgerung
S         Stimmt das?
B         Beispiel
GB      Gegenbeispiel

Außer den Denkwerkzeugen gibt es auch noch andere Methoden der hawai’ianischen Schule: Abkürzungen, die in das Gespräch gerufen werden können wie „NEFI“ (Nächste Frage bitte!) oder die „cultural lenses“, die helfen sollen, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Wer mehr darüber wissen möchte, findet auf www.p4chawaii.org ausführliche Informationen zu diesen Techniken. Ebenso findet man dort einen Link zur Kailua Highschool, der ersten philosophischen High School Amerikas.

Neben dieser methodischen Seite hat uns an Dr. Daurer vor allem aber ihr Zugang zu den Kindern und ihren Fragen beeindruckt. Dieser achtsame und respektvolle Zugang ermöglicht es erst, dass ein „Fröhliches Forschungsteam“ entsteht und die Kinder eben nicht „hinterherdenken“, sondern beginnen, selbst zu denken. Bevor es nämlich um Begründungen, Beispiele und Folgerungen geht, stellt sich Dr. Daurer vor allem eine Frage: „Was brauchen die mir anvertrauten Kinder?“ Beim Philosophieren, so sagt sie, stellt sie sich in den Dienst der Kinder. Dies findet bereits in ihrer Körperhaltung Ausdruck. Dr. Daurer philosophiert nicht auf einem Stuhl sitzend, sondern kniet sich auf den Boden. Sie macht sich sogar noch kleiner und schreibt während des Gespräches mit. Diese Gesten bringen einerseits ganz konkret zum Ausdruck, dass sie sich „in den Dienst der Kinder“ stellt, sie von ihnen lernen kann und das Interesse der Kinder im Vordergrund steht. Andererseits bringt sie durch das Festhalten des Gesagten eine große Wertschätzung für die Gedanken der Kinder zum Ausdruck (weitergegeben werden die Mitschriften nicht!). Und nicht zuletzt nimmt sie sich als Gesprächsleitung, als Erwachsene aus dem Fokus des Gespräches und ermöglicht es den Kinder viel eher untereinander zu sprechen. Diese Achtsamkeit, gerade wenn es um Körperhaltung, um Gesten geht, die während der Fortbildung auch noch an anderen Stellen thematisiert wurde, war beeindruckend zu erleben und etwas, das man gerne mit ins eigene Philosophieren nehmen möchte.

Wer sich für ihren Ansatz interessiert, Dr. Daurer jedoch nicht erleben konnte, kann ihre Erfahrungen, Methoden und ihre Philosophie des Kinderphilosophierens in „Staunen, Zweifeln, Betroffensein – Mit Kindern philosophieren“ nachlesen.

Als nächstes dürfen wir am 10. November Hans-Joachim Müller begrüßen, den letzten Referenten unserer Jubiläumsreihe, der mit zahlreichen Praxisbeispielen und Einstiegsmöglichkeiten für Kita und Schule vor allem für diejenigen interessant ist, die nach neuen Ideen und Anregungen für ihre philosophischen Einheiten suchen.

 

Autorin des Beitrags: Diana Schick

Neuer Zyklus unserer Trainerausbildung startet 2018!

Philosophieren kann das Leben verändern, oder zumindest die Sicht darauf. Haben Sie Lust, tiefer in das Philosophieren einzusteigen und ihre eigene Begeisterung für die Auseinandersetzung mit philosophischen Lebensfragen mit anderen zu teilen? Die Methodik der Philosophischen Gesprächsführung anderen Pädagogen zu vermitteln, ist Aufgabe unserer Trainerinnen und Trainer. Zum Teil arbeiten sie selbständig und bieten die Schulungen der Grundausbildung an Schulen, Kitas etc. an; zum Teil werden sie von der Akademie Kinder philosophieren beauftragt, offen ausgeschriebene Fortbildungen oder Inhaus-Schulungen durchzuführen.

Die Ausbildung zum zertifizierten Trainer / zur zertifizierten Trainerin dauert etwa zwei Jahre und umfasst knapp 40 Präsenztage. Sie wurde seit dem ersten Zyklus 2010/12 inhaltlich und methodisch immer weiterentwickelt und auf die Bedürfnisse der künftigen Trainer/innen zugeschnitten.

Jedes Seminar findet in einem besonderen Ambiente statt: wir buchen schöne Tagungshäuser an verschiedenen Orten in Bayern, darunter Kloster Banz, Schloss Spindlhof oder Kloster Waldsassen.

Der bislang vierte Ausbildungszyklus startet im Februar 2018 und läuft bis Ende 2019. Die Themenschwerpunkte der Bausteine reichen von den Grundlagen der Erwachsenenbildung und Trainerpraxis über Zugänge zur Philosophie bis hin zur Methodik und Geschichte des Philosophierens mit Kindern…

Die Anmeldefrist dafür läuft ab sofort bis zum 31. Oktober 2017.

Wenn Sie Fragen zur Trainerausbildung haben oder wir Ihnen die Anmeldeunterlagen zuschicken sollen, melden Sie sich bitte per Email bei Christophe Rude oder telefonisch unter 089-44108 522.

Aktion: Workshop Junge Vor!Denker stark vergünstigt

Sie möchten wissen, wie nachhaltiges Handeln in Kita und Schule und Philosophieren zusammengehen? Dann ist der Kennenlernworkshop „Junge Vor!Denker – Philosophieren über Themen der Nachhaltigkeit“ das Richtige. Dank der Unterstützung der Eberhard von Kuenheim Stiftung können wir aktuell 10 dieser Workshops stark vergünstigt vergeben – nämlich für 95 statt 350 Euro.

Wie philosophiere ich mit Kindern und Jugendlichen über Nachhaltigkeit? Der Kennenlernworkshop eignet sich für Teams oder eine Gruppe Interessierter (zwischen 8 und 16 Teilnehmern) und richtet sich vor allem an diejenigen, die das Philosophieren kennenlernen möchten oder neue Impulse für ihre Arbeit im Bereich BNE und der Umweltbildung suchen.

Im dreistündigen Workshop erfahren Sie, wie ein philosophisches Gespräch zu Themen der Nachhaltigkeit gelingen kann und worüber man in diesem Bereich überhaupt philosophieren kann. Außerdem können Sie natürlich ganz konkret Fragen für die eigene Umsetzung stellen und sich Tipps aus der Praxis holen. Anmeldungen sind noch bis Ende April möglich, die Termine werden anschließend individuell vereinbart.

Bitte richten Sie Ihre Anfrage an schick.diana@kinder-philosophieren.de

 

Na sowas! Wundern und Staunen im Seminar mit Frau Calvert

Kann „Hubert“ auch philosophieren? Natürlich schon – und: natürlich nicht! Hubert ist Kristina Calverts Kuscheltier, ein schlaksiger Pudel, der die Kinder zum Philosophieren einlädt. In der Phantasie philosophiert er mit, insofern: ja, er kann. Andererseits gibt es seitens der Kinder durchaus Bedenken: „Neeeiiiin! Der is doch ein Kuscheltier!“ Vielleicht würde Calvert dann nachhaken, um heraus zu finden, warum ein Kuscheltier nicht denken kann. Sie folgt einem inneren Mantra des Staunens – „Na sowas?“ -, um Kinder wie von selbst ins Philosophieren zu bringen. Ist Hubert weise? Kann er nicht weise sein? Kennst du denn jemanden, von dem man sagen kann, er ist „weise“? – Yoda! Gandalf. Der Opa, glaub ich. Meine Mama, die weiß, wie man Flecken aus dem T-Shirt rausmacht.

Dr. phil. Kristina Calvert, die uns letzte Woche in München besucht und ein zweitägiges Seminar gehalten hat, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Frage, wie Kinder im Unterricht ihre Selbstkompetenzen herausfordern und üben und wie Pädagogen ihren Teil dazu tun können. Wie können wir den Raum öffnen für kreatives Denken und forschendes Lernen, dem Schlüssel zur Deutungskompetenz? Logisch begründen, argumentativ analysieren, de- und rekonstruieren von (althergebrachtem) Wissen – das sind die Methoden, die uns ermächtigen, zu konstruieren. Pädagogen müssen, so Calverts These, das Zeug dazu haben, zu unterrichten für eine Welt, die es nicht gibt. Diese Welt ist die Zukunft, in der die Kinder als Erwachsene leben und handeln müssen. „Mein Ziel ist, dass die Kinder zum Konstruieren kommen. Ich begleite sie dabei.“ Voraussetzung dafür: Ich muss scheinbar Selbstverständliches, also die mir präsentierten Vorstellung von Welt, hinterfragen.

Das Phänomen, dass Kinder ab einem gewissen Alter kaum noch Fragen stellen und hauptsächlich reproduzieren, was erwartet wird, breitet sich umso schneller aus, je schneller Antworten, ungeprüft, gegeben werden. Der Weg in die Welt der Kinder führt aber durch ihre Fragen an die Welt. Kinder sollen wieder Fragen stellen können, so Calvert. Sie brauchen einen Raum, in dem sie das „geschmeidige Denken“ üben, ohne den roten Faden zu verlieren. Sie versuchen beim Philosophieren, ihre Ideen in Form bringen, sie auszudrücken, um ihre verschiedenen Vorstellungen von Wirklichkeit mit anderen teilen und diskutieren zu können.

Kristina Calvert versteht Philosophieren auch als Reinigungsprozess: man kann das Wissen, das man erwirbt, hat oder ansammelt, ins Gespräch (die Produktion von Zukunft) einfließen lassen. Ich kann es loslassen, indem ich es formuliere und anderen vorstellbar mache – das schafft Platz für Neues und hilft, Wesentliches zu verinnerlichen. Denn: „Die Welt ist offen für die Deutung!“ Na sowas! Das ist die philosophische Haltung: staunen, hinterfragen, sich wundern, was da kommt. Alle Schubladen schließen, die automatisch aufgehen, sobald eins eine Aussage wagt, z.B. auch die: „Wer dumme Frage stellt, na klar, der wird auch dumme Antworten geben.“ Das ist die Herausforderung für alle Unterrichtenden.

Philosophieren als Methodik, den Schülern den Spaß am Lernen wieder zu geben. Ob da ein Hubert mithilft, ob man Logik-Spiele einsetzt, künstlerisch mit den Kindern arbeitet oder gemeinsam Wörter zerlegt, um zu neuen Assoziationen zu kommen – immer geht es darum, Lust am Konstruieren von Welt und Wirklichkeit zu bekommen. Nur über den Sinn werden wir zum verantwortungsbewussten Handeln kommen.

Zur Dokumentation einer philosophischen Einheit mit Kristina Calvert geht es hier.

Ästhetische Forschung und theatrales Philosophieren

Wir werden 10 – und wir feiern mit Freunden und Fans, mit Profis und Amateuren der Disziplin Kinderphilosophieren! Dazu haben wir ein paar prominentere Gäste der Szene eingeladen: Nach Eva Zoller Morf und Dr. Thomas Wartenberg freuen wir uns jetzt auf unsere nächsten Gastdozenten: Dr. phil. Kristina Calvert und Dr. Phil Christian Gefert, beide aus Hamburg.

Die Hansestadt hat mit der Elbphilharmonie eigentlich etwas Unerhörtes gewagt: sie setzte ein Wahrzeichen für die Kultur, die Künste, den Genuss, die künstlerische Arbeit und sich selbst über alle Widerstände hinweg – mit gefeiertem Erfolg. Insofern behandeln beide nun folgenden Seminare unserer Jubiläumsreihe wirklich spannende Themen, die untersuchen, inwieweit (u.a. künstlerische) Kreativität und Philosophieren unweigerlich zusammen gehören.

Kristina Calvert wird am 23. und 24. Januar in München das forschende Lernen in den Mittelpunkt ihres Workshops stellen. Mit den Kindern geht sie über die Verbindung ästhetischen Denkens mit wissenschaftlichen Experimenten und unter Einsatz sinnlicher Wahrnehmung an naturwissenschaftliche wie philosophische Fragen heran.

Christian Gefert leitet ein Gymnasium in Hamburg. In seinem Ansatz des theatralen Philosophierens geht es darum, philosophisches Denken nicht nur im Gespräch, sondern darüber hinaus auch körperlich auszudrücken, z.B. in von den Kindern selbst entwickelten Szenen oder Körperbildern. In diesem Seminar bietet er u.a. eine Einführung in die Theorie und Raum zur praktischen Erprobung.

Es ist immer noch möglich, sich für einzelne Seminare per Email bei uns anmelden. Die Kosten liegen bei 230,- € für ein 2-tägiges Seminar. Genaue Angaben zu unseren Referenten entnehmen Sie bitte dieser Hintergrundinformation.

Hier ein Überblick über die nächsten Veranstaltungen im Rahmen des 10-jährigen Bestehens der Akademie:

23./24.01.2017  Kristina Calvert (aus Hamburg)

04./05.03.2017  Christian Gefert (aus Hamburg)

27./28.04.2017  Ekkehard Martens (aus Hamburg / Salzburg)

11./12.05.2017  Hans-Joachim Müller (aus Bad Zwischenahn)

 

Junge Vor!Denker 2017

Im Raum München geht es im Juni 2017 wieder los: die Junge Vor!Denker-Reihe schult Pädagogen, die sich mit Kindern oder Jugendlichen über ihre Vorstellungen, Hoffnungen und Ängste zur Zukunft der Welt auseinander setzen wollen. Die Fragen der jungen Generation fliegen uns Erwachsene nur so an: Was ist gerechte/die richtige Politik? Wie lebt die Familie der Zukunft? Wer pflückt die Ananas? Was ist mir fremd? Wie viel ist wann genug? Trage ich immer Verantwortung, und wenn – wofür? Ab wann ist etwas Müll? Was ist wirklich wichtig? Wie man, ohne zu verzweifeln oder zum Moralapostel zu werden, mit Fragen dieser Dimension produktiv umgehen kann, das will diese Ausbildung vermitteln.

Die Reihe fokussiert Themen nachhaltigen Denkens und Handelns. Insofern wendet sie sich an BNE-Pädagogen, grundsätzlich aber an alle Interessierten (keine thematische Vorbildung notwendig). In Anknüpfung an die Grundsätze einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist Philosophieren hier als wesentlicher Baustein des ganzheitlichen Lernens zu verstehen. Im Mittelpunkt der philosophischen Auseinandersetzung stehen Gegenwarts- und Zukunftsfragen von Kindern und Jugendlichen, aber auch unsere eigenen.

Informieren Sie sich über die Inhalte der Zusatzausbildung auf unserer Website. Wenn Sie mehr wissen möchten, schreiben Sie uns eine Email – die Termine für Modul 1 (Juni) und 2 (September) stehen jetzt fest, Veranstaltungsort wird das gut erreichbare Institut für Jugendarbeit in Gauting bei München sein.

Mit Eva Zoller ins Jubiläumsjahr

Es war ein würdiger Auftakt: nicht nur der Rahmen – wir tagten in den schönen Altbauräumen der Haeusler-Villa -, sondern vor allem die geladene Referentin machten dieses erste Seminar unserer Jubiläums-Reihe zu einem besonderen Erlebnis. Eva Zoller Morf, Pionierin der Kinderphilosophie in der Schweiz und wichtiges Vorbild bei der Entwicklung des methodischen Ansatzes der Akademie, nahm die Teilnehmer mit auf eine Reise zu sich selbst: Was heißt es zu sterben? Was oder wer ist der Tod? Wie sind Tod uns Leben miteinander verwoben? Während draußen der Herbst vom Himmel regnete, las Eva Zoller uns was vor – auf diese ihre sehr eigene Art: „Die große Frage“ nach dem Sinn des Lebens – das Buch von Wolf Erlbruch kannten viele, nur Eva holte die wichtigen Kleinigkeiten in den Vordergrund, zum Beispiel das Gold, das (fast) auf jeder Seite an einer bestimmten Stelle auftaucht, wie ein Zeichen, ein Wegweiser fürs Nachdenken. Sie eröffnete uns neue Einblicke in die Möglichkeiten, die im Vorlesen von Kinderbüchern stecken. Auch „Ente, Tod und Tulpe“ wurden lebendig: „Schaut bitte mal: dieser Blick der Ente… Was geht in ihr vor? Und man sieht plötzlich: hier ist sie noch ganz voller Spannung, aber da: ja, da liegt sie weich wie eine Decke auf dem Tod, entspannt. Sie vertraut sich ihm an…“

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Philosophieren über den Tod ist ein Tabubruch – in dieser Gruppe aber denken wir nicht heimlich, sondern laut über die Fragen nach, die die Tatsache, dass wir sterben werden, uns aufdrängt: Wofür lebe ich, wenn ich doch sterben muss? Woher rührt die Angst? Was ist zu verlieren? Was ist, wenn ich nicht bin? Ist der Tod ein Problem, das es zu lösen gilt? Oder ist „tot sein“ einfach ein Zustand wie „lebendig sein“… Kann der Tod mein Freund sein oder bleibt er Feind, so lange ich lebe?

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Eva Zoller Morf, Gründerin der „Schweizerischen Dokumentationsstelle für Kinder- und Alltagsphilosophie„, philosophiert viel mit Kindern und Jugendlichen über diese Fragen. Sie sieht darin nicht etwas Übergriffiges, etwas, das an Dinge rührt, die sich zu Albträumen entwickeln können. Im Gegenteil: Sie sieht darin einen Umgang mit dem Bedürfnis der Kinder, sich mit den offensichtlichen Rätseln der Welt zu beschäftigen – Rätsel, mit denen sich die Erwachsenen seltsamerweise nicht gerne auseinandersetzen, höchstens an Beerdigungen. Beruhigend, vielleicht auch beschwichtigend reden wir auf unsere Kinder ein: „Denk nicht so schlimme Sachen, Schatz.“ – „Du musst noch nicht sterben, du bist erst am Anfang deines Lebens!“

Philosophieren erlaubt, das hat uns Eva wieder sehr schön vorgemacht, nach den Gefühlen zu fragen: „Ja, das beunruhigt dich, oder? Es ist beunruhigend! – Was ist denn das, was uns beunruhigt?“ „Hast du Angst? Ich hab auch manchmal Angst.“

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Wir holen bekannte Kinderphilosophen nach Bayern!

Die Akademie Kinder philosophieren wird 2017 zehn Jahre alt. Wir werden das Philosophieren ein ganzes Jahr lang mit verschiedenen Veranstaltungen feiern und freuen uns über alle, die mit dabei sind. Unter anderem haben wir für einen außerordentlichen Seminarzyklus, der sich in erster Linie an ausgebildete Kinderphilosophen richtet, wichtige, die Szene prägende Persönlichkeiten und Fachleute aus dem In- und Ausland zu uns nach Bayern eingeladen. Die ersten Termine stehen jetzt auch fest – wir freuen uns, ab Herbst 2016 Seminare und Workshops unter der Leitung folgender Referentinnen und Referenten anbieten zu dürfen:

07./08.10.2016  Eva Zoller Morf (aus Altikon, Schweiz) zur Fortbildung!

am 26.10.2016  Thomas Wartenberg (aus Massachusetts, USA) NEU! zur Fortbildung!

08./09.11.2016  Doris Daurer (aus Innsbruck, Österreich) zur Fortbildung!

23./24.01.2017  Kristina Calvert (aus Hamburg)

11./12.02.2017  Daniela Camhy (aus Graz, Österreich)

04./05.03.2017  Christian Gefert (aus Hamburg) NEU!

27./28.04.2017  Ekkehard Martens (aus Hamburg / Salzburg)

11./12.05.2017  Hans-Joachim Müller (aus Bad Zwischenahn)

Sie können sich jederzeit sowohl für einzelne Seminare wie auch für die gesamte Reihe per Email bei uns anmelden; je Seminar gibt es eine begrenzte Anzahl von Plätzen. Die Kosten liegen bei 230,- € für ein 2-tägiges Seminar. Genaue Angaben zu unserern Referenten entnehmen Sie bitte dieser Hintergrundinformation.

Zusatzausbildung startet im Oktober

Für alle, die noch überlegen: Am 8. und 9. Oktober startet mit unserem Einsteiger-Modul F1 wieder eine Zusatzausbildung „Philosophieren in Kindergarten und Schule“. Im ersten Modul setzen sich die Teilnehmer mit dem großen Thema „Wer bin ich?“ auseinander und erhalten die nötigen Grundlagen, um philosophische Einheiten mit Kindern und Jugendlichen umzusetzen. Wer die Chance nutzen möchte, kann sich unter akademie@kinder-philosophieren.de oder persönlich bei Prisca Wunderlich unter der 089 44108520 anmelden.