Start des Werte-Scout-Trainings in der Berufsschule Landshut

Es war einmal… Geschichten, die auf diese Weise beginnen, enden meist mit einem Happy End. Nicht aber die Geschichte von Josef und Yasmina! Das Liebespaar trennt ein reißender Fluss und um zu ihrem Mann zurückkehren zu können, lässt sich Yasmina mit Tom ein, denn nur er besitzt ein Boot und ermöglicht die gefährliche Überfahrt – doch der Preis ist hoch. Auf der anderen Seite angekommen wird Yasmina von Josef verstoßen, denn das Fremdgehen, aus welchen Gründen es auch immer geschah, kann Josef nicht verzeihen. Während manche Schüler/innen der Berufsschule in Landshut das Verhalten von Yasmina, Josef oder einer anderen Figur aus der Geschichte nachvollziehen können und damit übereinstimmen, reagieren andere aufgebracht. Diese Spaltung der Meinungen findet sich bei nahezu jeder Figur aus der Geschichte – und das aus einem bestimmten Grund!

Die Geschichte von Yasmina und Josef dient als Einstieg in das Training zum Werte-Scout, dessen Pilot am 16.12.2019 in der Berufsschule in Landshut stattfand. Im ersten Modul geht es zunächst darum, Grundlagen im Werteverständnis zu schaffen und das eigene Wertesystem zu reflektieren. Wie leicht Wertekonflikte entstehen können, zeigte sich gleich zu Beginn: Eine fiktive Geschichte wird schnell zu einer persönlichen, wenn sie die eigenen Wertesysteme berührt und möglicherweise angreift. Im gemeinsamen Prozess erkannten die Schüler/innen schließlich, dass allen Handlungen der Figuren, wie unverständlich sie auch zunächst erscheinen mögen, Werte zugrunde liegen. Manche teilten diese Wertevorstellung, für andere wiederumhaben andere Werte Vorrang. Wertekonflikte entstehen, weil unterschiedliche Werte unterschiedlich gewichtet werden. Dass vor allem diese Konflikte explosives Potenzial besitzen wurde schnell deutlich, als die Schüler/innen in Kleingruppen versuchten, eine Reihenfolge der „unmöglichsten“ Figuren festzulegen.

Die Geschichte von Josef und Jasmina provoziert Gefühle von Empörtheit, Wut und Unverständnis und hilft aber auch dabei, sie zu überwinden. Eine Handlung, die einem zunächst unverständlich und unverzeihlich erscheint, wird nachvollziehbar, wenn man erkennt, welcher Wert hinter der Handlung steht. Dies ermöglicht einen empathischen und vernünftigen Dialog, auch wenn man mit der Einschätzung der Anderen nicht übereinstimmt. Was ist Familie? Wozu brauchen wir Werte? Und wie gehen wir mit Konflikten um? Diesen Fragen widmete sich die Klasse anschließend im philosophischen Gespräch.

Ziel des dreiteiligen Werte-Scout Trainings ist es, das eigene Wertesystem, sowie das Werte-Umfeld in der Schule zu untersuchen. Daraus entwickeln die Schüler/innen im Anschluss in einem gemeinsamen Prozess Zukunftsvisionen, die Eingang in den Schulalltag erhalten sollen. So können Schüler/innen auf die Schulentwicklung Einfluss nehmen und gemeinsam konstruktiv die Zukunft gestalten.

Weitere Informationen und die Möglichkeit, das Werte-Scout-Training in eure Schule oder euer Unternehmen zu holen, findet ihr auf unserer Projektseite: https://www.philosophische-bildung.de/aktuelles/projekte/zukunftimdialog/#tab-id-2

„Zukunft im Dialog – Werte für ein neues Wir“: Ein Wertebündnis-Projekt, kofinanziert aus den Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds.

 
Wertebündnis Bayern