Philosophisches Online-Café: voller „Raum“, volle Verantwortung

Am Anfang stand die Geschichte vom kleinen Findefuchs von Irina Korschunow – ohne die Bilder von Reinhard Michl. Moderatorin Nila Schlenker stellte anschließend die Frage nach der Verantwortung in die Gruppe von 30 Café-Besucher*innen: „Was bedeutet es, sich für etwas verantwortlich zu fühlen?“ – Tiergeschichten oder Fabeln haben uns schon immer komplexe Fragestellungen in einfache Bilder übersetzt, die Raum für verschiedene Interpretationen lassen. Schnell fanden sich ein paar Teilnehmer*innen im „inneren Kreis“ der virtuellen Fishbowl zum Philosophieren zusammen. Hier ein Einblick in das Gespräch über einzelne spannende Aspekte und Fragestellungen, die keineswegs das Gespräch vollständig abbilden und auch nicht den Verlauf abbilden (wer neugierig auf ein ganzes Gespräch ist, kann sich ab jetzt und bis auf weiteres jeden Montagabend fürs Philosophische Online-Café anmelden):

Zentrale Philosophische Frage des Abends: Was bedeutet es, sich für etwas verantwortlich zu fühlen?

Die Füchsin will eine Antwort auf das Winseln des Fuchses geben.

 Winseln löst also etwas aus wie Mitgefühl oder Hilfsbereitschaft.

Heißt das, ich muss erst „angetippt“ werden, bevor ich Verantwortung übernehmen will?

 Die Frage ist: Kann ich überhaupt antworten? Was bietet mir denn mein Erfahrungsraum, welche Situationen sind mir vertraut? Und welche Rolle spielt der Instinkt? 

 Geht es denn darum, eine Antwort zu haben oder zu geben?

Und was ist der Unterschied zwischen „sich verantwortlich fühlen“ und „verantwortlich sein“ im Sinne von „Verantwortung übernehmen“?

 Mein Handeln folgt aus etwas, worüber ich nachgedacht habe, womit ich mich auseinander gesetzt habe und letztlich positioniert habe… Das ist die geistige Auseinandersetzung mit dem Thema. Die andere liegt im Gefühl – im Mitgefühl für jemanden oder etwas.

 Man kann nicht mehr über die Straße gehen, ohne überall Situationen zu sehen, die rufen: tu was! Der Grund ist: du kannst etwas tun, etwas machen. Du kannst hingehen und fragen, schauen, kennen lernen, dich annähern.

 Wo ist meine Grenze für meine Verantwortung?

Wofür ich verantwortlich bin, muss in einem bestimmten Bereich liegen, muss konkret sein, sonst fühle ich mich überfordert.

 Verantwortung zu übernehmen, kann ein gutes Gefühl geben. Aber braucht der andere z.B. meine Hilfe? Auch da gilt es, Verantwortung zu übernehmen!

 Es muss über das reine Gefühl hinaus gehen, das ist rührend, aber es gibt Situationen, da muss man einen Schritt dahin gehend machen, sich ein Bild von der Lage zu machen, sich zu erkundigen, wo Handlungsbedarf ist, und dann daraus einen Akt machen.

 In welchem Verhältnis stehen Macht und Verantwortung zueinander?

Verantwortung(sgefühl) in Kombination mit Macht kann zu Übergriffigkeit und Missbrauch führen.

Man hat vielleicht auch Macht, weil man mehr Erfahrung zum Beispiel hat. Diese Macht muss geprüft werden (dürfen).

Das sehe ich anders: Verantwortung hat gar nichts mit Macht zu tun, sondern rein mit (Mit-)Gefühl: Ich muss nicht vorher nachdenken! 

Macht kommt von machen.

 Es geht doch darum: Wo muss ich eingreifen, was darf ich tun? Was kann ich tun, was kann ich bewirken, wie kann ich wirken in dieser Zeit und für die Zukunft?

 Ich kann mich nicht für alles verantwortlich fühlen bzw. verantwortlich sein dafür, dass sich etwas ändert. das überfordert mich schnell.

Aber: nicht alle müssen das gleiche machen oder können. Wenn man allein die Mittel oder die Macht nicht hat, muss man sich zusammen tun. Verantwortung endet nicht bei der Feststellung: ich kann nichts bewirken, denn man kann immer Mitgefühl haben. Darum geht es grundsätzlich.

Es gibt immer auch die Möglichkeit, andere aufzurufen, zu motivieren, oder auch ein Gespräch zu führen, mich über etwas zu unterhalten, nachzufragen, die Verhältnisse klären: um was geht es?

 Das alles hilft, mehr ins Tun kommen.

Feedback zum Online-Philosophieren:

Kein Vergleich zu persönlichen Begegnungen…. aber DANKE an alle für den Austausch! Es tut gut!

 Vielen Dank für das interessante Gespräch. Es war sehr schön, über die verschiedenen Themen nachzudenken und zu sprechen!

 Online Philosophieren ist längst nicht so schön, aber immerhin die Möglichkeit, mal wieder gemeinsam zu denken. Danke an alle!

 Danke fürs Teilen all dieser Gedanken! Sehr inspirierend, danke, dass ich die Möglichkeit haben durfte zuzuhören 🙂

 Meine erste Mal zum Philosophieren und ich fand es sehr spannend. Wie wäre es ‘Live’ wenn es so gut in zoom ist.vielen Dank

 Beeindruckend, dass das virtuelle Format die korporale Lücke füllen kann….

Nächsten Montag Abend geht es weiter: Hier findet ihr alle weiteren Informationen.

„Zukunft im Dialog – Werte für ein neues Wir“: Ein Wertebündnis-Projekt, kofinanziert aus den Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds.

 
Wertebündnis Bayern