Akademie goes Mittagsbetreuung


Heute stellen wir ein weiteres Arbeitsfeld der Akademie vor: Seit September 2014 ist die Akademie Kinder philosophieren Träger der Mittagsbetreuung in der Grundschule an der Hanselmannstraße in München. Hier werden Kinder aus den Jahrgangsstufen 1 – 4 nach der Schule betreut. Unsere Kollegin Ella Stohrer arbeitet dort und erzählt: „In diesem Schuljahr haben wir wieder drei Gruppen mit insgesamt 40 Kindern gebildet. Nach dem Unterrichtschluss kommen die Kinder in ihre Gruppen. Hier können sie spielen, malen, basteln, lesen, sich Musik und Hörspiele anhören, Hausaufgaben machen und auch philosophieren! Gemeinsam philosophieren wir  mit unseren Kindern über Themen wie den Mut und die Gerechtigkeit, über die Freundschaft und Liebe, darüber, was es bedeutet, anders zu sein und, ob wir wirklich Grenzen in unserem Leben brauchen. Wir führen zum einen gezielt philosophische Gespräche in einem ruhigen Raum zu  Themen, welche die Kinder im Vorfeld vorgeschlagen haben. Andererseits entstehen oft Themen aus alltäglichen Situationen, mit denen die Kinder in der Schule und zu Hause konfrontiert werden. Die Kinder zeigen großes Interesse an den philosophischen Gesprächen. Sie freuen sich, wenn sie ihre Meinung äußern können und ihnen dabei aufmerksam zugehört wird.“ Zur Zeit feiern die Kinder Weihnachten in ihren Gruppen und begrüßen ihre Eltern mit einem kleinen Weihnachtskonzert oder inszenieren ein Märchen als kleines Theaterstück.

Schulen, die einen Träger für ihre Mittagsbetreuung suchen, können sich gerne telefonisch oder per Email an uns wenden.

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Junge Vor!Denker 2017

Im Raum München geht es im Juni 2017 wieder los: die Junge Vor!Denker-Reihe schult Pädagogen, die sich mit Kindern oder Jugendlichen über ihre Vorstellungen, Hoffnungen und Ängste zur Zukunft der Welt auseinander setzen wollen. Die Fragen der jungen Generation fliegen uns Erwachsene nur so an: Was ist gerechte/die richtige Politik? Wie lebt die Familie der Zukunft? Wer pflückt die Ananas? Was ist mir fremd? Wie viel ist wann genug? Trage ich immer Verantwortung, und wenn – wofür? Ab wann ist etwas Müll? Was ist wirklich wichtig? Wie man, ohne zu verzweifeln oder zum Moralapostel zu werden, mit Fragen dieser Dimension produktiv umgehen kann, das will diese Ausbildung vermitteln.

Die Reihe fokussiert Themen nachhaltigen Denkens und Handelns. Insofern wendet sie sich an BNE-Pädagogen, grundsätzlich aber an alle Interessierten (keine thematische Vorbildung notwendig). In Anknüpfung an die Grundsätze einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist Philosophieren hier als wesentlicher Baustein des ganzheitlichen Lernens zu verstehen. Im Mittelpunkt der philosophischen Auseinandersetzung stehen Gegenwarts- und Zukunftsfragen von Kindern und Jugendlichen, aber auch unsere eigenen.

Informieren Sie sich über die Inhalte der Zusatzausbildung auf unserer Website. Wenn Sie mehr wissen möchten, schreiben Sie uns eine Email – die Termine für Modul 1 (Juni) und 2 (September) stehen jetzt fest, Veranstaltungsort wird das gut erreichbare Institut für Jugendarbeit in Gauting bei München sein.

Mit Eva Zoller ins Jubiläumsjahr

Es war ein würdiger Auftakt: nicht nur der Rahmen – wir tagten in den schönen Altbauräumen der Haeusler-Villa -, sondern vor allem die geladene Referentin machten dieses erste Seminar unserer Jubiläums-Reihe zu einem besonderen Erlebnis. Eva Zoller Morf, Pionierin der Kinderphilosophie in der Schweiz und wichtiges Vorbild bei der Entwicklung des methodischen Ansatzes der Akademie, nahm die Teilnehmer mit auf eine Reise zu sich selbst: Was heißt es zu sterben? Was oder wer ist der Tod? Wie sind Tod uns Leben miteinander verwoben? Während draußen der Herbst vom Himmel regnete, las Eva Zoller uns was vor – auf diese ihre sehr eigene Art: „Die große Frage“ nach dem Sinn des Lebens – das Buch von Wolf Erlbruch kannten viele, nur Eva holte die wichtigen Kleinigkeiten in den Vordergrund, zum Beispiel das Gold, das (fast) auf jeder Seite an einer bestimmten Stelle auftaucht, wie ein Zeichen, ein Wegweiser fürs Nachdenken. Sie eröffnete uns neue Einblicke in die Möglichkeiten, die im Vorlesen von Kinderbüchern stecken. Auch „Ente, Tod und Tulpe“ wurden lebendig: „Schaut bitte mal: dieser Blick der Ente… Was geht in ihr vor? Und man sieht plötzlich: hier ist sie noch ganz voller Spannung, aber da: ja, da liegt sie weich wie eine Decke auf dem Tod, entspannt. Sie vertraut sich ihm an…“

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Philosophieren über den Tod ist ein Tabubruch – in dieser Gruppe aber denken wir nicht heimlich, sondern laut über die Fragen nach, die die Tatsache, dass wir sterben werden, uns aufdrängt: Wofür lebe ich, wenn ich doch sterben muss? Woher rührt die Angst? Was ist zu verlieren? Was ist, wenn ich nicht bin? Ist der Tod ein Problem, das es zu lösen gilt? Oder ist „tot sein“ einfach ein Zustand wie „lebendig sein“… Kann der Tod mein Freund sein oder bleibt er Feind, so lange ich lebe?

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Eva Zoller Morf, Gründerin der „Schweizerischen Dokumentationsstelle für Kinder- und Alltagsphilosophie„, philosophiert viel mit Kindern und Jugendlichen über diese Fragen. Sie sieht darin nicht etwas Übergriffiges, etwas, das an Dinge rührt, die sich zu Albträumen entwickeln können. Im Gegenteil: Sie sieht darin einen Umgang mit dem Bedürfnis der Kinder, sich mit den offensichtlichen Rätseln der Welt zu beschäftigen – Rätsel, mit denen sich die Erwachsenen seltsamerweise nicht gerne auseinandersetzen, höchstens an Beerdigungen. Beruhigend, vielleicht auch beschwichtigend reden wir auf unsere Kinder ein: „Denk nicht so schlimme Sachen, Schatz.“ – „Du musst noch nicht sterben, du bist erst am Anfang deines Lebens!“

Philosophieren erlaubt, das hat uns Eva wieder sehr schön vorgemacht, nach den Gefühlen zu fragen: „Ja, das beunruhigt dich, oder? Es ist beunruhigend! – Was ist denn das, was uns beunruhigt?“ „Hast du Angst? Ich hab auch manchmal Angst.“

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Wir holen bekannte Kinderphilosophen nach Bayern!

Die Akademie Kinder philosophieren wird 2017 zehn Jahre alt. Wir werden das Philosophieren ein ganzes Jahr lang mit verschiedenen Veranstaltungen feiern und freuen uns über alle, die mit dabei sind. Unter anderem haben wir für einen außerordentlichen Seminarzyklus, der sich in erster Linie an ausgebildete Kinderphilosophen richtet, wichtige, die Szene prägende Persönlichkeiten und Fachleute aus dem In- und Ausland zu uns nach Bayern eingeladen. Die ersten Termine stehen jetzt auch fest – wir freuen uns, ab Herbst 2016 Seminare und Workshops unter der Leitung folgender Referentinnen und Referenten anbieten zu dürfen:

07./08.10.2016  Eva Zoller Morf (aus Altikon, Schweiz) zur Fortbildung!

am 26.10.2016  Thomas Wartenberg (aus Massachusetts, USA) NEU! zur Fortbildung!

08./09.11.2016  Doris Daurer (aus Innsbruck, Österreich) zur Fortbildung!

23./24.01.2017  Kristina Calvert (aus Hamburg)

11./12.02.2017  Daniela Camhy (aus Graz, Österreich)

04./05.03.2017  Christian Gefert (aus Hamburg) NEU!

27./28.04.2017  Ekkehard Martens (aus Hamburg / Salzburg)

11./12.05.2017  Hans-Joachim Müller (aus Bad Zwischenahn)

Sie können sich jederzeit sowohl für einzelne Seminare wie auch für die gesamte Reihe per Email bei uns anmelden; je Seminar gibt es eine begrenzte Anzahl von Plätzen. Die Kosten liegen bei 230,- € für ein 2-tägiges Seminar. Genaue Angaben zu unserern Referenten entnehmen Sie bitte dieser Hintergrundinformation.

Berufsorientierung Baden-Württemberg – jetzt bewerben

Eine Architektin, ein Apotheker, ein Wirtschaftsinformatiker, ein Sternekoch, ein Restaurantleiter und ein Realschullehrer berichten von ihrem ganz individuellen Lebensweg. Schülerinnen und Schüler des Eduard-Spranger-Gymnasiums in Filderstadt stellen ihnen in ungezwungener Atmosphäre alle möglichen Fragen dazu. Das Mentorenprogramm am Nachmittag war Teil des Projekttages My Lifestyle – Philosophische Berufsorientierung, der wie bereits im letzten Jahr am Gymnasium in Filderstadt stattfand. Am Vormittag hatten sich die 70 Schülerinnen und Schüler bereits mit Fragen wie „Wer bin ich und wo stehe ich gerade?“, „Was ist Erfolg?“, „Was ist im Beruf wichtig?“ oder „Wie stelle ich mir ein erfülltes Arbeitsleben vor?“ in intensiven philosophischen Runden auseinandergesetzt. Am Nachmittag konnten sie dann Fragen, die in diesen Runden aufgetaucht waren oder die sie bereits länger beschäftigten, an die Mentoren richten – die ihre Erfahrungen ihrerseits gerne teilten: Es ging nicht nur um den beruflichen Alltag, sondern auch um Erfolge und Freuden, Hindernissen und Hürden, die ihr Beruf mit sich bringt und die sie auf ihrem Lebensweg erlebt hatten.
Aktuell können Sie sich noch für einen Projekttag My Lifestyle – Philosophische Berufsorientierung an Ihrer Realschule oder Ihrem Gymnasium bewerben. Die Projekttage werden in Baden-Württemberg aufgrund der freundlichen Unterstützung der Karl-Schlecht-Stiftung kostenlos angeboten. Die Anmeldung erfolgt bei der zuständigen Projektleiterin Kathrin Nüßlein entweder telefonisch unter 089 – 44108 529 oder per E-Mail.

Zusatzausbildung startet im Oktober

Für alle, die noch überlegen: Am 8. und 9. Oktober startet mit unserem Einsteiger-Modul F1 wieder eine Zusatzausbildung „Philosophieren in Kindergarten und Schule“. Im ersten Modul setzen sich die Teilnehmer mit dem großen Thema „Wer bin ich?“ auseinander und erhalten die nötigen Grundlagen, um philosophische Einheiten mit Kindern und Jugendlichen umzusetzen. Wer die Chance nutzen möchte, kann sich unter akademie@kinder-philosophieren.de oder persönlich bei Prisca Wunderlich unter der 089 44108520 anmelden.

Wenn Trainerinnen zu Autoren werden…

…dann erfüllt sich zumindest für Margit Knapp ein lang gehegter Traum. Wir freuen uns, Ihnen hier auf der frisch überarbieteten Homepage der Akademie das neue Buch unserer langjährigen Trainerin vorstellen zu können, die bereits seit über 10 Jahren mit Kindern philosophiert und ihren reichen Schatz an Erfahrungen nun weitergeben möchte.

Trainer: Margit KnappIn „Philosophieren mit Kindern – 40 Kita-Projektideen zu 5 Bilderbüchern“ lädt uns beispielsweise der Mäuserich Frederik aus dem gleichnamigen Bilderbuch von Leo Lionni auf Gedankenreisen zu Themen wie „Was sind Träume?“ oder „Wer entscheidet, was wichtig ist?“. Zu fünf beliebten Kinderbüchern stellt Margit Knapp verschiedene Projektideen und Themenvarianten für philosophische Gespräche vor. Sie beschreibt dabei anschaulich den Aufbau der einzelnen Einheiten, bietet Vorschläge für Einstiegsfragen und mögliche weiterführende Fragen für das philosophische Gespräch an. Als Rundum-Paket beinhaltet das Buch außerdem Tipps für ein gutes Gelingen des philosophischen Dialogs. Eine Leseprobe finden Sie auf der Internetpräsenz des Beltz-Verlags.

Also, lassen Sie die Gedanken sprudeln und stöbern Sie fleißig auf unserer neuen Homepage!

Herzliche Grüße aus der Akademie!

Workshop P4C – Bericht aus New York

Fortsetzungsbericht – 12th Biennial Conference of the North American Association for the Community of Inquiry (NAACI)
New Jersey, Montclair State University

V. und letzter Teil: Der Workshop

Nach drei Tagen Konferenz verabschiedeten sich die meisten Teilnehmer von den Montclair Heights. Ein kleinerer Kreis aber blieb, um gemeinsam mit David Kennedy und Maughn Gregory intensiv in einem zwei Tage dauernden Workshop nach allen Regeln der p4c zu philosophieren…

WS im Kreis

Traditionell steigen die p4c-ler mit Texten ins philosophische Gespräch ein. Am ersten Tag über diese Geschichte:

The Battle Between The Hands

Jam tarts! Yum-yum tarts! A plate full! / Marie has eaten a whole big jam tart, mm … / There’s one big jam tart left over. It’s the last one. / The other children have gone into the garden. Marie is alone in the room. / Marie’s eyes glare at the tart. / Marie’s left hand goes forward very slowly. / It’s as if Marie doesn’t know that her left hand is going forward. / Her left hand shifts right towards the big jam tart./ And, just as the left hand is about to take the jam tart, it happens. / Slap! / Marie’s right hand shoots out and slaps the middle of the left hand. / The right hand seems to say: „Marie don’t do that!“ / Can a right hand say something to a left hand? /That’s not possible, is it? / But that’s what happened. / The left hand wants to take the jam tart. The right hand doesn’t want the jam tart to be taken, and it works: the right hand shoots out to stop the left hand. / There’s just one thing that Marie does not understand. / The right hand and the left hand are both Marie’s hands, aren’t they? / Then how can they argue? (by Berrie Heesen)

Und das sind die Fragen, die im Anschluss aus der Gruppe heraus entwickelt wurden:

Can we control our body? How many am I? Can you know yourselve? Are we ever alone? Is the inner conflict between desire and authority always produceful/good? How do we know wich inner voice to trust? Who/what makes the right RIGHT? Who is managing our mind? …

David Kennedy gab uns als Moderator des Gesprächs ungewohnt freie Hand. Es wurde nicht festgelegt, über welche Frage wir philosophieren würden. Nach etwa 20 Minuten, in denen es um die verschiedenen Aspekte und Fragen ging, die wir eingangs gefunden hatten, forderte jemand eine Abstimmung: was ist nun der Gegenstand des Gesprächs, worauf fokussieren wir uns? Welche Frage wollen wir zuerst behandeln? David Kennedy war nicht für eine Abstimmung, seiner Meinung nach war die Gruppe bereits mitten im philosophischen Gespräch, die Abstimmung kam seiner Ansicht nach schon einer unnötigen „Regulierung“ nah. Das Bedürfnis einiger Teilnehmer nach mehr Klarheit gewann trotzdem an Ausdruck und schließlich wurde eine Frage bestimmt (aber nicht in die Mitte gelegt).  Kennedy hakte an bestimmten Stellen nach, ansonsten war das Gespräch wie ein junger Fluss, der sich den Weg zwischen Felsen hindurch sucht. In der Reflexion betonte Kennedy, dass die Gesprächsleitung, engl. „facilitator“, kein Polizist sei, der auf Einhaltung von Regeln oder über die Richtung des Gesprächs zu wachen habe. Die Rolle des Fascilitator sei vielmehr, den Tendenzen des Gesprächs nachzufühlen und ihnen mit Zwischenfragen auf den Grund zu folgen.

David Kennedy: „I just follow you, that’s what I always do. I have this mystik believe that the argument is bigger than all of us. The facilitator should not become a police man saying how this relate to that.“

Ein anderes philosophisches Gespräch fand unter der Leitung von Maughn Gregory statt. Seine Moderation schien uns vertraut, Nachfragen und Zusammenfassen außerdem Tendenzen aufspüren und neue Impulse dazu geben, um in die Tiefe zu gehen, das waren die häufigsten philosophischen Tätigkeiten. Eingestiegen sind wir über die Geschichte von William Steig, der auch den Shrek erfunden hat: „Yellow and Pink“ – auf deutsch unter dem Titel „Gelb und Rosa“ erschienen.

Das ist Maughn, der möglicherweise nächstes Jahr anlässlich des 10-Jährigen Akademie-Geburtstages nach München kommt:

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Part IV: Blick über den Zaun – die Nachbarn

Interessant war insbesondere, was die Universitäten Graz und Hamburg in New Jersey aus dem Forschungsbereich Kinder (und Jugend) philosophieren vorstellten:

Die Universität Hamburg hat vor einiger Zeit einen „Arbeitskreis Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen“, gegründet, um Studierenden einen Abschluss in „Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen“ zu ermöglichen. Zu den Mitgliedern zählen u.a. Barbara Brüning, Ekkehard Martens sowie Kerstin Michalik (Fakultät für Erziehungswissenschaften), die in Montclair als Referentin auftrat. Sie berichtete über Erfahrungen und Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung („Philosophizing with Children as an Element of Teaching and Learning“). Hier geht es einerseits darum, das Verständnis für die Ideen und Welt-Wahrnehmung der Kinder zu vertiefen, andererseits herauszufinden, welche (Aus)Wirkung das Philosophieren auf Verhalten und Haltung bei Kindern, aber auch bei Lehrer*innen hat. (Ekkehard Martens und sein theoretischer Ansatz von der Philosophie als einer „lehr- und lernbaren Kulturtechnik“ wird im Rahmen eines Workshops zur „Jubiläumsreihe 10 Jahre Akademie“ im April 2017 zu erleben sein.)

Daniela Camhy von der Uni Graz (Institut für Philosophie) berichtete u.a. über ein EU-Projekt, das in einer Fortbildung am von ihr gegründeten Institut für Kinder- und Jugendphilosophie in Graz aufgegangen ist: PEACE beschäftigt sich mit globaler Migration und dem Umgang mit den gesellschaftlichen Folgen: Wie begegnen wir einander, was wissen wir voneinander, wie können wir uns verstehen oder verständigen und wie für einander sorgen? Philosophieren als Weg zur interkulturellen Verständigung wird auch ein Thema sein, wenn Daniela Camhy im Rahmen unserer „Jubiläumsreihe“ im Februar 2017 nach München kommt.

Theoretisch liegen die verschiedenen Ansätze und Methoden, die auf der Konferenz vorgestellt werden, nicht weit auseinander. Die meisten Referenten beziehen sich auf Lipman und Sharp, haben deren Thesen vielleicht weiter entwickelt oder untersuchen die Wirkung von p4c. In der Praxis gibt es dagegen wahrscheinlich so viele Unterschiede wie Menschen, die mit der Idee bzw. der „Methodik“ Philosophieren arbeiten. Für die einen ist sie eine (unterschätzte, vernachlässigte) Kulturtechnik, für die anderen eine Form von hilfreichem Gespräch zur Analyse oder Findung von Ideen und Standpunkten, wieder andere sehen in der Methodik die einzige Möglichkeit für eine Zukunft der demokratischen Gesellschaft. Man wäre gerne dabei, wenn die Referenten mit den Kindern und Jugendlichen philosophieren…

Unsere Chance: Erleben kann man einige dieser Praktiken und Ansätze in der „Jubiläumsreihe 10 Jahre Akademie„.

 

Part III: British and American English

Great Britain hat europaweit in Sachen p4c (philosophy for children) die Nase vorn – das war unser Eindruck, als wir Lizzy Lewis kennen lernten. Sie ist bei Sapere (Oxford) für Entwicklung und Sponsoring von p4c in England zuständig. Sapere ist der Kurzname der Society for the Advancement of Philosophical Enquiry and Reflection in Education, wurde 1992 gegründet und ist mit einem 8-köpfigen Team und etwa 60 ausgebildeten Trainern in England unglaublich aktiv. Einen guten Eindruck von ihrer Arbeit bekommt man auf der Homepage.

Natürlich haben auf der Konferenz in New Jersey alle Englisch gesprochen. Wissenschaftlichen Vorträgen in einer anderen Sprache zu folgen, ist anfangs ganz lustig, aber wenig gewinnbringend. Nach drei Tagen (und Nächten) Dauer-English-Konversation kommen wir ganz gut mit, ein paar zentrale Begriffe schlagen wir nach. Auf der Konferenz sprechen alle von der Community of inquiry: … unsere philosophischen Runden eine „Gemeinschaft der Befragung“? Was hat inquiry mit Inquisition zu tun oder anders gefragt: wie muss das übersetzt werden? Was für eine Art community ist gemeint? Lest dazu den Artikel von Sapere über die Community of Inquiry, die in den United States und in England eine lange Tradition hat.

Ann M Sharp Zitat

Schmetterling

Was kommt als Nächstes? Fortsetzung folgt! – Part IV: Nachbarn

Das ging voraus:

Part II: Im Konferenzsaal

Gefrühstückt wird gemeinsam im Plenarsaal, auch Mittagessen wird hier oben serviert. Eigentlich muss man den siebten Stock tagsüber gar nicht verlassen, man könnte morgens mit dem Lift hinauf fahren und abends wieder hinunter. Draußen ist es ohnehin sehr heiß, ungewohnt zumindest für uns. Allerdings scheint unser Stockwerk als Kühlschrank für das gesamte Gebäude zu fungieren: Die Klimaanlage bringt alle Räume auf 15 Grad herunter, normal scheinbar für amerikanische Verhältnisse, denn trotz Hilferufen kommt niemand zum Reparieren. Verkehrte Welt: während draußen das Quecksilber auf hochsommerliche Temperaturen klettert, kauern drinnen fröstelnde (europäische) Zuhörer in ihren Stühlen, eingepackt in Anorak, Decken, Schal und dicke Socken, und versuchen, Körpertemperatur und Kreislauf auf einem Level zu halten, das Denken zumindest möglich macht — .

Es gibt ein paar Präsentationen, die den üblichen Rahmen sprengen: entweder werden sie ohne Powerpoint vorgetragen (frei) oder sie sind dermaßen professionell, dass man nie mehr eine PPP selber machen möchte. Eine von der letzten Sorte war die von Daniel Anderson, der ein interaktives PC-Game (und eine entsprechend coole PPP) entwickelt hat, das Rollenspiel und Philosophieren zusammen bringt. Er arbeitet u.a. am Institute of Philosophy  for Children in Vancouver und er fragte sich, wie man die Motivation, die von PC-Spielen ausgeht, für P4C nutzen könnte. Das Ergebnis probiert er nun mit Kindern in Sommercamps aus. Zu den ganz und gar PPP-freien Vorträgen gehörte diejenige von George Ghanotakis, Gründer des Institut Philos, ebenfalls aus Kanada. Er ist Autor verschiedener Bücher und Spiele (Anleitungen teils auf der Blog-/Website des Institut Philos), die er als Einstiegsmöglichkeiten für das Philosophieren mit Kindern produzieren ließ. Olivier Michaud aus Québec untersucht einstweilen die spirituelle Note des Philosophierens: „I came to realize that CPI (community of philosophical inquiry) was less a process of moving from a question or a problem to an answer or a solution, but rather as an experience of creating more problems and puzzlement regarding the subjects discussed. … Therefore, the goal … is to clarify how P4C can be considered as a spiritual practice and what there is to gain in engaging in CPI with that perspective in mind.”  Spannend!

Was passiert als Nächstes? Fortsetzung folgt!  – „Part III: British and American English“

Und das war schon:

Part I: Ankommen

Wir fliegen sechs Stunden gegen unsere Zeit. Nach Ankunft am einsamen Bahnhof Montclair State University (eine weiße Tüte taumelt über den Bahnsteig), beziehen wir oben am Campus ein extra spartanisches Zimmer im Studentenwohnheim. Wir denken uns einfach, Diogenes hat in der Tonne gelebt, und gleich sieht alles anders aus. Kein Mensch auf dem Gelände außer der Empfangsstudentin, später trudeln ein paar Teilnehmer ein und wir gesellen uns zu ihnen. Draußen auf den Stufen vor dem Wohnheim sehen wir uns den Sunset an: eine riesige Grapefruitsonne färbt den Himmel hinter den Hügeln von Montclair purpur und pink. Gigantisch – wir sind tatsächlich in New York. Wobei, die City sehen wir erst am nächsten Morgen: wir tagen in der University Hall, oben im 7. Stock, von hier aus hat man einen weiten Blick über die Marschen von New Jersey und den Hudson River bis ans andere Ufer. Was aussieht wie die Silhouette eines Urwalds, der sich am Horizont ausbreitet, ist in Wahrheit die Skyline von Big Apple…Darüber hat sich ein blaues Zelt gespannt, sonnendurchflutet mit ein paar Wolkenschäfchen, extra für die regendurchweichten und kälteempfindlichen Deutschländer. Der Abend verspricht viel.

Die Konferenz hat für drei Tage ein Programm mit über 60 Referentinnen und Referenten aufgesetzt. Die Eröffnung übernehmen Darryl DeMarzio (Pennsylvania) und Natalie Fletcher (John Abbott College, Montreal/Canada, founding director of Brila Youth Projects, sehenswerte Seite!). Die Referent/innen kommen aus allen Teilen der Welt: wir lernen Leute kennen aus Israel, Holland, Österreich, Italien und der Türkei, aus China, Kanada, verschiedenen US-Staaten und aus Mexico. Fast alle haben auch in verschiedenen Ländern der Welt gelebt oder sind aus anderen Ländern eingewandert. Ihr Thema verbindet sie alle: P4C (Philosophy for Children) oder, näher am Konzept der Akademie, Philosophieren mit Kindern. Die Kontexte sind dabei verschieden. Einige arbeiten an Universitäten und forschen über die Wirkung von P4C oder über die Bedeutung des Philosophierens für Kinder und die Zukunft der Bildungsarbeit. Manche arbeiten in Schulen oder Kindergärten und philosophieren in der Natur, im Matheunterricht, im Museum, vor Mahnmalen. Fast alle berufen sich auf die Theorien, die Matthew Lipman und Ann Margaret Sharp gemeinsam entwickelt haben (Interview 1992).

Wie geht es weiter? Fortsetzung folgt!  – „Part II: Der  Konferenzsaal“

Logo MSU Blick nach New York City

Wertedialog in der Bayerischen Philharmonie

Die Akademie Kinder philosophieren ist Gründungsmitglied des Wertebündnis Bayern und engagiert sich dort seit Jahren für die Wertebildung von Kindern und Jugendlichen. Gemeinsam mit der Stiftung Zuhören des Bayerischen Rundfunks war die Akademie beispielsweise Trägerin des Wertebündnis-Projekts HörensWert und unterstützt aktuell auch als Projektpartnerin der Kulturcamps für Jugendliche „Kultur-Werte erleben“ Schülerinnen und Schüler dabei, Werte zu reflektieren, die sie in Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur für sich entdecken und verstehen möchten. Akademieleiter Christophe Rude ist zudem Mitglied des Sprecherrats des Wertebündnis Bayern.

Wertedialog:BegriffeWerte im Dialog: Philosophieren im Wertebündnis

Damit allerdings nicht nur Kinder und Jugendliche von der Arbeit des Wertebündnis profitieren, sondern auch Mitglieder und Mitarbeiter von Wertebündnispartner zur Auseinandersetzung mit Werten angeregt werden, hat die Akademie gemeinsam mit dem Sprecherrat und der Stiftung Wertebündnis die Veranstaltungsreihe „Werte im Dialog“ entwickelt. Die philosophischen Abendgespräche widmen sich Themen wie Vielfalt, Zufriedenheit, Heimat, Kreativität oder dem Wert der Arbeit, und bieten neben geistiger Nahrung immer auch kulinarische Genüsse.

Aktueller Wertedialog zum Thema Kreativität

Erstmalig fand am 28. Juni ein Wertedialog in der Geschäftsstelle der Bayerischen Philharmonie statt. Rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Kreise der Wertebündnispartner hatten sich im Probenraum der Philharmonie eingefunden, um philosophierend das Thema Kreativität (oder: wie aus Nichts etwas entsteht…) in den Blick zu nehmen. Die Einstimmung auf das Thema war (sicherlich dem Ort geschuldet) eine musikalische. Das Wertebündnis wurde unter Anleitung von Intendant und Chefdirigent Mark Mast zu einem eigenen „Klangkörper“ und intonierte erst zaghaft, dann mit mehr Selbstvertrauen und schließlich stimmgewaltig den Eichendorffschen Kanon „Schläft ein Lied in allen Dingen“. Das Erleben und Wieder-Entdecken der eigenen Stimme inspirierte die Teilnehmer dann zur Frage: „Was bedeutet das Kreative für das Mensch-Sein?“, die anschließend philosophiert wurde – angeleitet von Sinan von Stietencron, Trainer der Akademie Kinder philosophieren. Am Ende des etwa einstündigen Dialogs standen eine Vielzahl gemeinsamer und individueller Erkenntnisse – und ganz konkrete Ideen für die Ausgestaltung eines neuen Artikels für das Grundgesetz zum Grundrecht auf Kreativität.

Wir freuen uns auf den nächsten Wertedialog, der im November beim Montessori Landesverband Bayern stattfinden wird.

 

Berufsorientierung goes Filderstadt

Bereits vergangenes Jahr konnten wir mit Unterstützung der Karl-Schlecht-Stiftung das Projekt „My Lifestyle – Philosophische Berufsorientierung“ nachLOGO_KarlSchlechtStiftung Baden-Württemberg, genauer gesagt ans Eduard-Spranger-Gymnasium in Filderstadt bringen und haben mit Schülerinnen und Schülern über Fragen wie „Was ist ein gelingendes Leben?“ oder „Wie treffe ich überhaupt eine Entscheidung?“ philosophiert. Die Stuttgarter Zeitung hat über das Projekt berichtet.

Auch in diesem Jahr können sich wieder Gymnasien und Realschulen aus Baden-Württemberg  für die Schülerworkshops bewerben. Das Angebot wird durch die Karl-Schlecht-Stiftung finanziert und ist für die Schulen kostenlos.

Die Anmeldung erfolgt bei der zuständigen Projektleiterin Kathrin Nüßlein entweder telefonisch unter 089 – 44108 529 oder per E-Mail.