Werte! Welche Werte? Heute: die Liebe…

Ich frage mich immer, was verstehen Kinder eigentlich unter Werten, wenn wir beim Philosophieren die Frage danach stellen. Ein Wert hat etwas mit „wertvoll“ zu tun, der Einstieg in die Gespräche erfolgt also über das, was mir wertvoll erscheint und was fürs (Zusammen)leben wichtig ist. Zusammen mit  Julia Potthoff, Religionslehrerin und Kinderphilosophin, überlegen wir uns einen „Werteworkshop“, der die Frage, was Kindern wertvoll ist, vertiefen soll.

Montags, 8 Uhr, in der Münchner Grundschule an der Flurstraße: Julia wird heute mit einer dritten Klasse über Werte philosophieren. Alle zusammen überlegen zuerst, was ihnen im Leben wirklich wichtig ist. Die Kinder diskutieren ein bisschen und sammeln dann Begriffe an der Tafel: Gesundheit, Essen und Trinken, Familie, Freunde, Traumberuf, Natur schützen… Die Schülerinnen stimmen in einer zweiten Runde ab, was ihnen am allerwichtigsten ist. Die meisten entscheiden sich für Familie. Und Frieden! Und Natur schützen ist auch noch ganz wichtig. Dann kommen Gesundheit, Traumberuf – und die Liebe.

Die Kinder sollen sich jetzt überlegen, wie sie diese „Werte“ bewerben würden. Werbung kennen sie aus dem Fernsehen. Also hat Julia einen schwarzen Rahmen mitgebracht, ein echter „Flatscreen“, und nachdem sich immer zwei oder drei zu einem Thema zusammen gefunden haben und sich überlegt haben, wie sie das „Produkt“, ihren Wert also, vorstellen wollen – „weil es das beste ist!“ – spielen sie zusammen, gerahmt vom schwarzen TV-Rand, den anderen ihren Werbeclip vor.

Natürlich geht’s recht lustig dabei zu, aber die Kinder nehmen die Sache durchaus ernst, und es ist auch aufregend, das, was man selber wichtig findet, anderen gut zu verkaufen… Die Klasse freut sich schon auf die nächsten beiden Tage: Dieser Vormittag ist nämlich der Auftakt zu einem dreitägigen Projekt, das die Akademie zusammen mit dem JFF Institut für Medienpädagogik und mit Klassenlehrerin Sabine Herrmann organisiert hat. Am nächsten Tag kommen Annabelle Jüppner und ihr Team vom Institut für Medienpädagogik und wollen die Themen der Kinder in Trickfilm-Clips umsetzen.

Heraus gekommen sind vier kleine Filme, für die die Kinder in Gruppen jeweils ein „Drehbuch“ geschrieben, Figuren gebastelt und sie dann „animiert“, ihnen also eine Seele eingehaucht haben. Wir stellen sie nacheinander vor. Hier ist der erste Kurzfilm: über die Liebe…

Vielen Dank an alle Beteiligten!

Akadamie goes FORSCHA

Auf der Mitmachmesse FORSCHA ging es ganz schön zu – umso wichtiger war es für uns, den Kleinen eine Möglichkeit zu geben, etwas zur Ruhe zu kommen. Auf unserer Bastelinsel wurden die Kinder dazu eingeladen, ihre eigenen Glücksschachteln zu basteln. Diese konnten sie nach Lust und Laune dekorieren. Das Ergebnis: eine Schachtel bunter als die andere – ideal, um all das darin zu verstauen, was einen glücklich macht oder um Erinnerungen an glückliche Momente „zu speichern“.

 

 

Das Basteln von Glücksschachteln ist eine tolle Möglichkeit, um anschließend in ein philosophisches Gespräch einzusteigen. Entweder im Anschluss oder begleitend zum Basteln kann zunächst nachgefragt werden, was die Kinder in ihre Glücksschachteln packen würden – und wieso. Ausgehend davon kann man das Gespräch in die Tiefe führen: Was ist das Glück? Wie fühlt es sich an, wenn man glücklich ist? Was ist das Gegenteil? Und wieso ist das Glück so erstrebenswert?

 

 

 

 

 

 

Alle glücklichen Streichholzschachteln gibt’s hier:

                                                                       

 

Autorin des Beitrags: Diana Schick

 

Tag der offenen Drehtür: Schön war’s!

Wir sind uns einig: Das sollten wir öfter machen. Wir haben viele bekannte Gesichter wiedergesehen, neue Menschen kennengelernt und gute Gespräche geführt – nicht nur philosophische. Das Philosophieren stand aber natürlich im Mittelpunkt, diesmal in unterschiedlichsten Spielarten. Ganz klassisch wurde beim Workshop für Erwachsene zum Thema „Zeit ist Glück“ philosophiert. In einem Zimmer voller Teelichter wird die Geschichte von einer armen, aber weisen alten Frau erzählt, die jeden Tag eine Handvoll Bohnen in ihrer rechten Tasche mit sich herumträgt. Wenn ihr über den Tag etwas Schönes passiert, nimmt sie eine Bohne aus der rechten Tasche und steckt sie in die linke. Am Abend schaut sie, wie viele Bohnen in der linken Tasche gelandet sind und erinnert sich an die schönen Momente. Die Teilnehmer des Gespräches dürfen anschließend aus einer Schüssel ihre „Glücksbohnen“ herausnehmen, eine für jeden glücklichen Moment, den sie an diesem Tag erlebt haben. Die Frage, um die es geht: „Ist Glück nur eine Sache der Einstellung?“

 

Das Thema Glück stand auch bei den Kindern im Mittelpunkt, die bei „Bastel‘ dir dein Glück“ versucht haben, Glück ins Glas zu packen. Hier wurde geschnitten, geklebt und Glitzer verstreut. Aber irgendwie muss man ja auch wissen, was da genau rein soll, in so ein Glas voll Glück. Und deswegen blieben begleitende philosophische Fragen natürlich nicht aus: „Was heißt das eigentlich, glücklich zu sein?“ und „Was braucht man zum Glücklichsein? Und was gerade nicht?“. Am Ende wurde für jedes Glas noch ein persönliches Glücksgeheimnis formuliert, das auf der Innenseite hinter dem Etikett versteckt wurde. Welche Geheimnisse das waren, wird aber nicht verraten.

 

Etwas weniger meditativ ging es beim „Speed Dating Philosophie“ zu. Große Fragen des Lebens in 4 Minuten beantworten? Kein Problem für die Speed Dater. Die machten sich zu zweit in Gedanken über Fragen wie „Was unterscheidet Liebe zu Menschen von der Liebe zu Dingen?“ oder „Wie wäre es wohl, in einer Welt zu leben, in der alle blind wären?“.  Ein Format, das vielleicht das Potential hat, öfter stattzufinden? Schließlich lernt man die Menschen in kurzer Zeit auf einer anderen Ebene kennen, als beim „normalen“ Speed Dating. Anschließend gab’s dann aber doch noch mehr Zeit: Im großen Kreis wurde ohne Stoppuhr philosophiert. Das Gespräch drehte sich – wie sollte es anders sein – um das Thema Begegnungen.

                    

Vielen Dank an alle, die da waren – bis hoffentlich zum nächsten Mal!

Und für alle, die noch mehr lesen möchten über den Tag der offenen Drehtür, sei auf den Artikel verwiesen, der letzte Woche in der Sueddeutschen Zeitung erschienen ist.

 

Autorin des Beitrags: Diana Schick

 

Was macht das Leben REICH?

Die Akademie lädt ein zum Philosophieren im Theater! Vom 1. November bis zum 11. November findet in München das Festival „Politik im Freien Theater“ statt, das mit verschiedenen Veranstaltungen dem Thema REICH auf den Grund geht. Zum Abschluss des Festivals lädt die Akademie Kinder philosophieren zu einem philosophischen Gespräch in die Münchner Kammerspiele. Bis zu 60 Personen haben dort Platz und alle können, wenn sie möchten, aktiv am moderierten Gespräch zur Frage „Was macht das Leben reich?“ teilnehmen. Ein Dialog der Generationen, Kulturen und Lebenssituationen.


Hier nochmal alle Infos im Überblick:

Philosophisches Gespräch für alle Generationen
11. November, 15 bis 17 Uhr
Münchner Kammerspiele, Kammer 3

Anmeldung bitte unter: anmeldung@politikimfreientheater.de

 

Übrigens: Das REICH Festival bietet auch ein Programm für Schülerinnen und Schüler und Fortbildungen! Die Akademie ist hier vertreten mit der Kennenlern-Fortbildung „Philosophieren mit Kindern“. Wer unseren Ansatz kennenlernen und ein philosophisches Gespräch erleben möchte, ist herzlich eingeladen, uns am 7. November von 16 bis 19 Uhr in der Baierbrunnerstraße 27 zu besuchen. Weitere Infos und Anmeldung unter: prisca.wunderlich@kinder-philosophieren.de

 

Wer noch mehr zu den Veranstaltungen der Akademie und dem Festival wissen möchte, der kann sich hier einen guten Überblick verschaffen: www.politikimfreientheater.de

 

Bildrechte Beitragsbild: Amelie Lichtenberg

 

Autorin des Beitrags: Diana Schick

Philosophieren im Kloster Beuerberg: TV-Dokumentation über das philosophische Gespräch

Julia Potthoff ist Grundschullehrerin und absolvierte bereits 2008 unsere Fortbildung in philosophischer Gesprächsführung. Seit jeher philosophiert sie mit ihren Schülern über die großen Fragen des Lebens. Heute besuchte sie gemeinsam mit ihrer Klasse das Kloster Beuerberg, um sich die Ausstellung „Das Spiel beginnt“ anzuschauen. Anschließend wurde mitten auf dem Spielfeld von „Reise in die Ewigkeit“, zwischen den Himmel und Hölle Kulissen, zum Thema „Spiel“ philosophiert. Warum spielen Menschen, was bewirkt das Spiel und was ist eigentlich ein „Spiel“?

Für eine TV-Dokumentation der Sendereihe Lebensformen des Evangelischen Fernsehen/ SAT.1 wurde die Klasse von einem Fernsehteam begleitet.
Welchen Wert und Nutzen das Philosophieren birgt, wieso Julia Potthoff regelmäßig mit ihren Schülern philosophiert und wie ein philosophisches Gespräch aussieht, wird demnächst in der TV-Dokumentation ausgestrahlt. Sendetermin war am Samstag, 29. September um 17.00 Uhr auf SAT.1 Bayern.

Und wer den Beitrag verpasst hat, kann ihn hier noch eine Zeit lang „nach-sehen“.

Gipfelkonferenz der Kinder – der Film! Heute Livestream

Gipfelkonferenz der Kinder – der Film!

Es war ein toller Abend im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg: 20 Jugendliche aus verschiedensten Ländern von Spanien bis  zur Ukraine saßen im Dunkeln und haben mithilfe einer Dolmetscherin über ihre Angst gesprochen. Licht ins Dunkel brachten die Taschenlampen der Handys und der Overheadprojektor, der die Ängste der Jugendlichen an die Wand warf: Wovor hast du Angst? – Nicht gesehen zu werden  – vor Prüfungen – vor Alleinsein – vor dem Tod – vor der Angst…

Für alle, die im Nachhinein wissen wollen, was bei der „Gipfelkonferenz der Kinder“ in Nürnberg passiert ist, gibt es aktuell die Möglichkeit, zumindest heute noch den 2. Teil der Dokumentation des Magazins „Point“ im Franken Fernsehen mitzuverfolgen.

Der Livestream: https://www.frankenfernsehen.tv/mediathek/video/livestream

Sendetermine Teil 2: Montag, 05.11.2018 um 09:30 Uhr, 11:30 Uhr, 13:30 Uhr, 15:30 Uhr, Freitag, 09.11.2018 um 8:00 Uhr, 9:00 Uhr, 10:00 Uhr, 11:00 Uhr und 12:00 Uhr.

Infos zur Gipfelkonferenz:

Wie können Kinder und Jugendliche für ihre Wünsche eintreten, in einer Welt, die ausschließlich von Erwachsenen geprägt wird?
Die Gipfelkonferenz der Kinder gibt ihnen vom 20. – 30. September 2018 in Nürnberg die Möglichkeit, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.
Mehr als 500 Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren in Nürnberg, Bayern, Europa und der Welt haben seit 2014 Ideen und Wünsche formuliert zu den Themen Umweltschutz, Frieden, Menschenrechte, Familie & Freunde. Die Gipfelkonferenz der Kinder geht nun einen Schritt weiter und verleiht mit verschiedenen groß angelegten Aktionen den Wünschen der Kinder und Jugendlichen weltweit Nachdruck. Wir fragen Kinder & Jugendliche nach ihren Ängsten und Wünschen in Bezug auf ihr anstehendes Leben und nach ihren Forderungen an die Gesellschaft. Was denken die Kinder über ökologische, politische und soziale Themen der Zeit? Was sind ihre Ideen? Was können Erwachsene daraus lernen?

Spielerischer Gedankenaustausch mit Papier  (ab 10 Jahre)
20.00 – 21.30 Uhr / Germanisches Nationalmuseum / Aufsess Saal/ Julia Blum-Linke

Selber denken macht ernsthaft Spaß! Die Akademie Kinder philosophieren aus München und das Papiertheater Nürnberg regen Kinder und Jugendliche auf sinnliche Art und Weise an, über das Leben und sich selbst nachzudenken. Der Abend wird von den Gedanken der „Gipfelkonferenz-Kindern“ aus den 13 Ländern bereichert, darüber hinaus sind alle anderen Kinder und Jugendlichen herzlich eingeladen, sich am Gespräch zu beteiligen. Erwachsene sind willkommen und dürfen gerne zuhörend mitwirken.

Die Lange Nacht der Demokratie

1.10. – Was für eine Nacht! Jetzt rückt sie schon wieder in den Hintergrund, aber das Wertebündnis hält die Lange Nacht der Demokratie, die in 11 bayerischen Städten stattgefunden hat, für uns in seinem neuen Magazin fest – jetzt schon online auch für Euch zu lesen! Wir haben in 5 Städten philosophiert – danke an alle, die mitgemacht haben und diese Nacht zum hellen Tag haben werden lassen. Nicht tiefschwarz – bunt steht es um die Demokratie!

 

13.9. – Die Lange Nacht der Demokratie schließt an den Internationalen Tag der Demokratie am Samstag, 15. September, an. Ein Hauptanliegen der Veranstaltung ist es, in vielfältigen Formaten über Demokratie zu philosophieren und zu diskutieren, und ebenso Musik und Kultur gemeinsam zu genießen. Das Projekt des Wertebündnisses Bayern findet an zahlreichen Standorten in Bayern statt, vom Fichtelgebirge bis Garmisch-Partenkirchen. Lest darüber schon jetzt in der SZ , im Wochenanzeiger München , und auch München TV hat die „Lange Nacht der Demokratie“ in München prominent platziert.

Werte.Dialog.Demokratie. Ein philosophisches Nachtgespräch mit Barbara Stamm

Im philosophischen Wertedialog geht es – gemeinsam mit Landtagspräsidentin Barbara Stamm – auf gedankliche Entdeckungsreise: Warum genau schätzen wir, warum wollen wir die Demokratie?, Woran erkennen wir, dass wir in einer funktionierenden Demokratie leben? Wieviel ist Demokratie wert, wenn ihre Möglichkeiten nicht ausgeschöpft werden (können)? Was heißt Partizipation? Wie viele Regeln und Gesetze brauchen wir? Eine ausgewählte philosophische Fragestellung im Kontext von Wertedenken und Demokratie steht im Zentrum des moderierten Gesprächs. Der Wertedialog öffnet den Raum für eigene Gedanken, neue Perspektiven und Begegnungen. Er stellt eine alte Kulturtechnik vor, die der Schnelllebigkeit Konzentration und Tiefe entgegensetzt. Mit Unterstützung von Gebärdendolmetschern.„Die Lange Nacht der Demokratie ermöglicht in verschiedenen Formaten Inspiration, Begegnung und Reflexion über die Bedeutung von Demokratie“, erklärt Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Landtags und Schirmherrin des Projekts. „Ich möchte Sie herzlich einladen, sich zu beteiligen und mit den Menschen über Grundfragen unseres demokratischen Zusammenlebens ins Gespräch zu kommen.“

Ort und Zeit: 22-23 Uhr, Gehörlosenverband München und Umland e.V., Lohengrinstraße 11, 81925 München

Demokratie und die Lange Nacht – Wir schlafen nicht, wir reden! Philosophisches Café in…

… Puchheim 18.15-19.45 Uhr moderiert von Aylin von Platen

… Murnau 20.30-22.00 Uhr moderiert von Rike Zeus

… Augsburg ab 21 Uhr moderiert von Katja Bergmann

… in Donauwörth ab 20 Uhr moderiert von Manuela Aures

 

 

Nur heiße Luft? – Wie frage ich richtig nach

Zweifeln, argumentieren, mit Gedanken spielen: Die Geschichte der Philosophie ist voll von Methoden des Denkens: Wie begründe ich stichhaltig, wie wechsele ich die Perspektive oder denke um die Ecke? Allerdings hat jede Schule, nahezu jeder Philosoph seinen eigenen Weg, um zu Erkenntnis zu gelangen. Es ist daher oft schwierig, solche beschrittenen Wege für ein Gespräch fruchtbar zu machen, zumal ein Gespräch ja seine ganz eigene Dynamik bereit hält. Ein paar solcher Methoden und Klassiker der Philosophie zu bestimmten Themen, die schöne Denkanregungen für philosophische Gespräche darstellen, wollen wir euch hier jedoch vorstellen. Ausführlich werden diese und andere Methoden im Aufbaumodul „Vertiefendes Weiterfragen“ behandelt:

  1. Die Perspektive wechseln
    Es ist im philosophischen Gespräch von Vorteil, möglichst viele verschiedene Perspektiven einzubeziehen. Wenn sich das jedoch nicht aus dem Gespräch selbst ergibt, können Fragen hilfreich sein, die auf andere Vorstellungen, Kulturen, Zeiten abzielen und so zumindest einen gedachten Perspektivwechsel erlauben, z.B.: Gilt das für jeden Menschen? Ist das überall auf der Welt so? War das immer so, zu jeder Zeit?
    Auch andere oder gänzlich unbekannte Perspektiven können eingenommen werden: Wie würde das ein Kind, ein Höhlenmensch, ein Fisch, eine Pflanze, ein Alien etc. sehen/wahrnehmen?
    Bei moralischen Fragen, bei Streitfragen kann man die Teilnehmer bspw. aber auch auffordern, Argumente für die Gegenseite zu finden.
  2. Gedankenexperimente
    Sehr beliebt, um den Blick für andere Möglichkeiten zu öffnen, sind in der Philosophie (und nicht nur dort) Gedankenexperimente. Ihr Grundmuster kann auf die Formel „Was wäre, wenn…?“ gebracht werden. Eine einfache und gerade für Gespräche wirkungsvolle Form des Gedankenexperiments ist die „Fiktive Nichtung“, also bspw. „Was wäre, wenn es keine Freundschaft gäbe?“, „Was wäre, wenn niemand mehr die Wahrheit sagen würde?“
    Es gibt aber natürlich auch komplexere Gedankenexperimente. Eines der wohl bekanntesten ist Robert Nozicks „Glücksmaschine“, das der Frage nachgeht, ob das ewiges Glücklichsein der höchste erstrebenswerte Zustand ist:
    Stellen wir uns vor, geniale Neuropsychologen hätten eine „Glücksmaschine“ konstruiert, die ihrem Benutzer jede Erfahrung ermöglicht, die er zu machen wünscht. Wenn wir wollen, könnten wir uns für den Rest unseres Lebens an diese Maschine anschließen lassen. Wir würden nicht wissen, dass wir an eine Maschine angeschlossen sind, sondern alles wäre so, als geschehe das, was wir von nun an erleben, wirklich. Wir würden subjektiv keinen Unterschied merken, wären aber davor geschützt, Dinge zu erleben, die wir lieber nicht erleben möchten. Unsere Liebesbeziehungen wären allesamt glücklich, wir würden alles erreichen, was wir uns vornehmen, und hätten alles, was wir uns nur wünschen. Wir könnten also, was unsere subjektive Wahrnehmung angeht, jedes Leben führen, das wir wollten. Würden wir dann auch nur eine Sekunde zögern, diese einmalige Gelegenheit zu ergreifen, uns unser Glück auf Lebenszeit zu sichern? Würden wir sie vielleicht sogar ablehnen?
  3. Argumentieren
    Beim Argumentieren geht es oft um das Herausfinden von Schwächen eines Argumentes, um sich nicht in Fehlschlüsse zu verstricken, aus denen heraus dann die weiteren Schlussfolgerungen gezogen werden. Zunächst einmal muss jedoch geklärt werden, was überhaupt ein Argument ist. Im Alltag geht es häufig um bloße Meinungen, Sichtweisen, die man vertritt bzw. verneint, ohne dafür einen wirklichen Grund zu nennen. Im philosophischen Gespräch werden die Meinungen schon eher begründet oder zumindest achtet die Gesprächsleitung darauf und fragt: „Warum denkst du, dass das so ist?“Ein Klassiker aus der Philosophie zu diesem Thema:
    Sokrates ist sterblich 
    also: Sokrates ist ein Mensch.Auch wenn es so aussieht – um ein Argument im klassischen Sinn handelt es sich dabei noch nicht. Warum? Wir können nicht von einem Satz auf den anderen schließen, ebenso wenig wie man von einer Zahl (2) auf eine andere (5) schließen kann. Man braucht also mindestens zwei Sätze (in der Logik Prämissen), von denen man auf etwas drittes schließt (oder um bei den Zahlen zu bleiben: 2 + 3 = 5). Beim Beispiel mit Sokrates würde das dann so aussehen:Sokrates ist ein Mensch (Prämisse 1)
    Alle Menschen sind sterblich (Prämisse 2)
    also: Sokrates sterblich (Konklusion)

    Nun mag das im ersten Moment etwas spitzfindig klingen, denn natürlich wissen wir, dass alle Menschen sterblich sind, das muss man eigentlich nicht erst deutlich machen. In vielen anderen Argumenten macht aber gerade diese Suche nach der „stillen Voraussetzung“ Sinn und hilft, Streitfragen zu klären oder einer Antwort näher zu kommen. Nehmen wir also als Beispiel die Streitfrage: Ich bin der Meinung, dass in staatlichen Institutionen keine Kreuze hängen dürfen und begründe dies so: Das Aufhängen eines Kreuzes verwischt die Grenze zwischen Staat und Religion. Was setze ich jedoch voraus, um die Schlussfolgerung: „Es sollten keine Kreuze in staatlichen Institutionen hängen“ ziehen zu können? Was ist also meine zweite Prämisse? Was denken Sie?
    Im philosophischen Gespräch kann man solche stillen Annahmen erfragen, indem man bspw. bei einer Begründung nochmal nachhakt: „Und warum denkst du, dass das so ist?“ oder auch „Auf welchen Annahmen beruht deine Begründung?“.

Übrigens: Wer Lust an der Provokation als Methode hat, der hat sicherlich auch Freude an dem immer wieder polarisierenden Philosophen Slavoj Žižek.

Diese und weitere Methoden und ihre Anwendung im Gespräch werden am 26. und 27. Oktober im Aufbaumodul „Vertiefendes Weiterfragen“ behandelt. Alle Infos dazu findet ihr hier.

Das Bildungsfestival in Essen

Am 30. Juni fand in Essen das Bildungsfestival statt – und wir waren mit dabei!
Vormittags veranstalten wir einen Workshop zum Thema Diversität: Gemeinsam gingen wir dem Phänomen „Vorurteil“ auf den Grund. Vorurteile sind allgegenwärtig – entweder sie werden einem entgegengebracht, oder man hat sie selber. In unserem philosophischen Gespräch widmeten wir uns den schlechten UND den guten Aspekten. Ohne Vorurteile – so Evolutionsbiologen- hätte die Menschheit nicht überlebt, denn sie ermöglichen eine rasche Einschätzung der Umgebung. Brauchen wir also Vorurteile? Die Schüler erkannten schnell, dass der reflektiere Umgang mit Vorurteilen das ist, worauf es ankommt, um ein Miteinander in einer diversen Gesellschaft zu gewährleisten.
Nachmittags vertraten wir einen Festivalstand zum Thema Nachhaltigkeit und betrachteten den Weg der Banane. Die beliebteste tropische Frucht legt einen weiten Weg zurück und viele verdienen an ihr. Doch diejenigen, die am härtesten und unter den schlechtesten Bedingungen arbeiten, erhalten gerade mal 4 %! Doch nicht nur die Arbeiter leiden unter der Bananenproduktion. Auch die Umwelt ist betroffen: Intensive Anbaumethoden verursachen schwere Umweltschäden und Plantagenbesitzer geben mehr Geld für Agrarchemikalien aus als für ihre Arbeiter, wobei 85% der per Flugzeug gesprühten Chemikalien nicht mal auf der Plantage landen.
Gemeinsamen erarbeiteten wir Wege und Möglichkeiten, um dieser Ungerechtigkeit entgegenzuwirken.
Ein toller  und anregender Tag im Unperfekthaus!
Weitere Informationen: https://www.bildungsfestival.org/

Die Akademie Kinder philosophieren erhält das Qualitätssiegel „Umweltbildung.Bayern“

Die Akademie Kinder philosophieren ist Träger des Qualitätssiegels Umweltbildung.Bayern

München, 18. Mai 2018. Der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, Dr. Marcel Huber zeichnet die Akademie Kinder philosophieren der gfi gGmbH für das Projekt „Junge Vor!Denker“ mit dem Qualitätssiegel „Umwelt.Bildung“ aus.

Mit dem Qualitätssiegel werden Einrichtungen ausgezeichnet, die bayernweit die Leistungen und Chancen der Umweltbildung als erste und wichtige Säule einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) stärken. Die Akademie Kinder philosophieren engagiert sich seit 2010 gemeinsam mit der  Eberhard-von-Kuenheim-Stiftung der BMW AG mit dem Projekt Junge Vor!Denker für ein ethisch fundierte BNE ab dem Kindergartenalter.

Aus diesem Projekt entwickelte sich bis 2015 eine Fortbildungsreihe, die inhaltlich zunächst die Frage nach der Nachhaltigkeit im Allgemeinen, den Bereich der ökologischen Systeme, Funktionsweisen ökonomischer Systeme sowie die Bedingungen sozialer Systeme in den Blick nimmt. Sie wendet sich speziell an BNE- und Umweltpädagogen, grundsätzlich aber an alle, die die Reflexion über Themen der Nachhaltigkeit in ihre Arbeit aufnehmen möchten. In den Fortbildungen wird den Pädagogen eine Methodik vermittelt, wie man mit Kindern und Jugendlichen über Zukunftsfragen oder auch im Rahmen der Umweltbildung philosophieren kann.

In den philosophischen Runden reflektieren die Kinder die Bedeutung ihres eigenen Handelns und die Konsequenzen, die es für andere und für die Zukunft unserer Umwelt hat.

“Verantwortung zu bekommen ist ein gutes Gefühl, weil derjenige, der einem die Verantwortung gibt, glaubt, dass man gut ist.” (Grundschulkind im Projekt Junge Vor!Denker)

Mit der Auszeichnung erhält die Akademie die Möglichkeit, sich in bayernweiten Projekten zur Intensivierung der Umweltbildung zu engagieren.