Philosophieren als elementare Kulturtechnik
„Die Welt wurde niemals zerstört, verwüstet oder verheert von denjenigen die fragten, sondern von denen, die glaubten die Antworten zu kennen.“ Richard David Precht
Anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Akademie Kinder philosophieren haben wir in 2017 eigens eine Fortbildungsreihe mit namhaften Referenten aus dem Feld der Kinderphilosophie veranstaltet.
Am Freitag den 10.11.2017 fand die Jubiläumsreihe mit Hans Joachim Müller ihren Abschluss. Das Seminar mit dem Titel „Philosophieren mit Kindern als elementare Kulturtechnik in Kita und Schule“ fand in der Katholischen Akademie München statt. Vor der Kulisse des schönen Viereckhofs aus dem 13. Jahrhundert sprach der Referent mit 18 Teilnehmer/innen über die Vorteile, die das Philosophieren für die kognitive, emotionale, kreative aber auch sprachliche und soziale Entwicklung eines Kindes mit sich bringt.
Hans Joachim Müller war selbst lange Zeit Schulleiter einer Grundschule, ist derzeitiger Leiter des Zentrums für Kinderphilosophie in Bad Zwischenhahn und hat Lehraufträge an verschiedenen Universitäten inne. Neben der Methodik und Didaktikd des Philosophierens im Primar- und Elementarbereich konnten die Teilnehmer/innen erfahren, dass es gar keiner großen Anstrengungen bedarf, um mit Kindern zu philosophieren.
Kinder gehen mit offenen Augen durch die Welt und bereits einfache Spielzeuge oder Bilderbücher können ein Einstieg für ein philosophisches Gespräch sein. Entscheidend dabei ist maßgeblich die innere Haltung des Gesprächsleiters bzw. Erwachsenen zur kindlichen Frage. Die Bereitschaft, die Meinungen der Kinder als gleichwertig zur eigenen zu betrachten und sich von ihren Sichtweisen auch einmal ins Staunen versetzen zu lassen, ist essentiell. Müller verwendet hierfür ein Zitat von Ekkehard Martens: „Staunen bedeutet, für einen Augenblick seine mentale Balance zu verlieren.“
Interaktiv wurde es dank einer ganz eigenen Form des Vortragens von Texten: dem Texttheater. Hier wird eine Geschichte oder ein Text satzweise auf die Teilnehmer/innen aufgeteilt und durch den Leitenden in willkürlicher Reihenfolge zum Vortragen aufgerufen. Die Teilnehmer/innen können dabei in der Betonung variieren. So entstehen völlig neue Interpretationsmöglichkeiten und auch lange oder komplizierte Texte werden eingängig gemacht. Man kann es sich so vorstellen: der Gesprächsleitende teilt einen Text in verschiedene Passagen ein und bestimmt eine Person, die jeweils einen Abschnitt übernimmt. Auf ein bestimmtes Zeichen aktiviert der Gesprächsleiter die Teilnehmenden und so entsteht ein überaus abwechslungsreiches interaktives Textstück.
Themen über die philosophiert wurden, waren „Warum philosophieren?“ – Das Beispiel Stein, „Kenne ich die Welt?“ – Philosophieren über den Weltbegriff und „Warum ist der Wolf böse?“ – Philosophieren über das Gute und das Böse anhand eines Bilderbuchs. Wir danken Hans Joachim Müller und hoffen, dass der Tag ein Auftakt für viele weitere gemeinsame Veranstaltungen sein wird!
Über den Referenten: : http://www.philosophieren-mit-kindern.de/mueller.html
https://www.youtube.com/watch?v=jmunMFozpK8