Über das Philosophieren mit Grundschulkindern
Sich selbst begegnen – dem anderen begegnen – dem Leben begegnen. Das sind Themen, die in unserem neuen Projekt – einem philosophischen WerteDialog mit Kindern im Grundschulalter – ihren Platz finden. Gemeinsam mit 14 Kindern der Ethikklasse der 2. Jahrgangsstufe einer Grundschule in Moosach philosophieren wir gerade in einem ersten Durchgang, einmal wöchentlich über sechs Wochen hinweg. Bei der Planung des Projekts waren insgesamt neun Ethik-Lehrkräfte aus drei Moosacher Grundschulen vertreten. An deren Schulen ebenfalls philosophische WerteDialoge durchgeführt werden.
Die Moosacher Schulleitungen berichteten im Interview, welche das mobile Bildungsmanagement der Landeshauptstadt München im Rahmen der bildungsorientierte Quartiersanalyse durchgeführt hat, über Herausforderungen. Diese Herausforderungen, die gesamtgesellschaftlich erkennbar sind, seien auch bei den Grundschulkindern zunehmbar spürbar: Der Umgangston sei rauer, der Umgang miteinander sei häufig nicht von gegenseitigem Respekt geprägt, die Gewaltbereitschaft stiege.
An diesen Herausforderungen wollen wir mit unserem Projekt ansetzen. In bisher vier philosophischen Gesprächen widmeten wir uns gemeinsam mit den Kindern den Fragen:
Was ist das WIR? Wie entsteht das WIR?
Was macht einen Menschen einzigartig?
Was braucht man für ein gutes Leben?
Wie wollen wir miteinander leben?
Ein Rückblick: Dem anderen begegnen – Wie wollen wir miteinander leben?
Vergangene Woche – am 04. Februar 2020 – setzten die Kinder und wir uns mit der philosophischen Frage „Wie wollen wir miteinander leben?“ auseinander. Zu Beginn unternahmen wir eine Fanatasiereise zu der „Insel des guten Lebens“. Eine Insel, die noch ganz unbewohnt ist, wo es keine anderen Menschen, keine Häuser, nur ein Urwald und unbekannte Tiere gibt. Eine Insel, welche die Kinder entdeckt und als neues Land aufgebaut haben – als ein Land, in dem es alles gibt, was ihnen wichtig ist und was sie für ein gutes Leben brauchen. Mit der Frage, was die Kinder für ein gutes Leben brauchen, haben wir uns bereits in dem vorherigen Workshop beschäftigt. So gibt es auf der Insel des guten Lebens allerlei Dinge, die den Kindern für ein gutes Leben wichtig sind , wie z.B. ihre Familien, leckeres Essen, warme Kleidung, sauberes Wasser und vieles mehr. Doch reichen diese Dinge aus – die wir für ein gutes Leben brauchen – um gut mit anderen zusammenleben zu können?!
Die Kinder kamen zu dem Schluss, dass diese Dinge allein nicht ausreichen, sondern dass es auch Glück, Gesundheit, Stärke, Mut, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Gefühle und Zusammenhalt braucht.
Im philosophischen Gespräch befassten wir uns anschließend intensiv mit der Frage, wie wir miteinander leben wollen. So äußerten die Kinder, dass auf der „Insel des guten Lebens“ eine friedliche und respektvolle Stimmung herrschen sollte – eine Insel auf der es keinen Streit gibt, auf der man glücklich sein und ein fröhliches Leben führen kann. Damit man gut miteinander leben kann braucht es auch, dass man mit anderen alles teilt und dadurch auch gerecht zueinander ist. Für ein Miteinander braucht es aber auch eine saubere Umwelt, dass man keinen Müll auf den Boden oder ins Wasser wirft , aber auch dass man den Müll anderer aufhebt.
Auch die Frage danach, was in einer Klassengemeinschaft für ein Miteinander wichtig ist, haben wir angeschnitten. So haben die Kinder gesagt, dass sie sich nicht gegenseitig stören sollen, da dies sonst gemein für die anderen Kinder wäre. In diesem Zusammenhang sind wir auch auf Höflichkeit zu sprechen gekommen – Höflichkeit heißt, dass man lieb zu den anderen ist und keine ekligen Sachen macht.
Alles in allem sind die Workshops ein voller Erfolg – die Kinder nehmen immer mehr Bezug aufeinander, hören aufmerksam den anderen zu, stellen auch selbst Gesprächsregeln auf, bringen den Mut auf vor den anderen ihre Meinung zu äußern oder nicht verstandenes erneut zu erfragen. – Sie haben Spaß am Philosophieren, was sie uns jede Woche auf’s Neue mitteilen, wenn wir das Klassenzimmer betreten!